Israel und die islamistische Hamas haben sich am Mittwoch auf einen Waffenstillstand geeinigt. Ob der Waffenstillstand , der unter Beteiligung der USA und Ägyptens ausgehandelt wurde, auf lange Sicht anhält ist unklar.
Acht Tage lang flog die israelische Luftwaffe schätzungsweise 1.500 Angriffe im Rahmen der Operation „Säule der Verteidigung“ gegen Ziele im Gaza-Streifen. Dabei töteten sie sieben hochrangige Hamas-Funktionäre. Im gleichen Zeitraum feuerten die islamistischen Gruppierungen mehr als 1.500 Raketen unterschiedlichster Bauart auf Israel, 421 konnten durch das israelische Raketenabwehrsystem „Iron Dome“ abgefangen werden. 161 Palästinenser und fünf Israelis starben im Verlauf der Angriffe.
Israel hat aus der einwöchigen militärischen Auseinandersetzung zudem Erkenntnisse über seinen eigentlichen militärischen Gegner, den Iran, gewinnen können. Im Falle eines Angriffs auf die iranischen Nuklearanlagen müsste Israel mit einer dreifachen Raketenbedrohung rechnen: Kurzstrecken-Raketen aus dem Gaza-Streifen (von Hamas und Islamischen Dschihad), Raketen mittlerer Reichweite aus dem Libanon (Hisbollah) und Langstrecken-Raketen aus dem Iran selbst. Nach Angaben aus israelischen Militärkreisen konnte das System „Iron Dome“ 88 Prozent seiner anvisierten Zielobjekte abfangen, berichtet die „New York Times“.
Israel startete seine Offensive am 14. November mit der gezielten Tötung des Militärchefs der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas, Ahmed al Dschabari, und seines Assistenten durch einen Luftangriff. Die Hamas ließ danach verlautbaren, dass Israel mit dieser gezielten Tötung die „Tore zur Hölle“ geöffnet habe. Die israelischen Bodentruppen bereiteten sich parallel zu den Luftangriffen auf eine größere Landoperation gegen die Hamas im Gaza-Streifen vor. Israel reagierte damit auf den andauernden Raketenbeschuss der Hamas und weiterer militanter Gruppierungen aus dem Gaza-Streifen auf israelische Städte und Siedlungen.
Das Ziel Israels war die Wiederherstellung der eigenen Abschreckungsfähigkeit und die Schwächung der Hamas und anderer Gruppierungen, insbesondere wollte man ihnen die Fähigkeiten zum Raketen-Beschuss nehmen. Die israelischen Luftangriffe haben nach Einschätzungen von Fachleuten die Führungstruktur der Hamas, ihre militärische Infrastruktur und ihr Arsenal geschwächt. Die rund 15.000 Mann umfassende Miliz verlor Schätzungen nach lediglich 50 Mann. Bereits von Ende Dezember 2008 bis Mitte Januar 2009 operierten israelischen Landstreitkräfte im Gaza-Streifen („Operation Cast Lead“, 1. Gaza-Krieg).
Einen Waffenstillstand erschwerte in letzter Minute der Anschlag vom 21. November auf einen Linienbus in Tel Aviv, bei dem mehrere Menschen verletzt wurden. Hinzu kam, dass in den letzten Tagen im Großraum Tel Aviv zum ersten Mal seit 1991, als das irakische Regime unter Saddam Hussein Scud-Mittelstreckenraketen auf die Stadt feuern ließ, wieder Luftalarm ausgelöst wurde.
Nach Angaben der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom 19. November schätzt Ephraim Halevy, ein ehemaliger Direktor des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, die strategische Lage aus israelischer Sicht als zwiespältig ein. Demnach gäbe es für Israel drei Optionen: 1. die Hamas bliebe im Gaza-Streifen an der Regierung, 2. die Hamas wird vom radikaleren Islamischen Dschihad abgelöst oder 3. es gibt keinerlei Zentralgewalt mehr im Gaza-Streifen.
Einem Zeitungsbericht der „Sunday Times“ nach, befanden sich israelische Spezialkräfte bereits im Gaza-Streifen, um versteckte Raketen und Waffen aufzuspüren. Dem Bericht zufolge, der allerdings keine Quelle für diese Vermutungen angibt, befürchten die israelischen Streitkräfte, dass die Hamas ihre weitreichenden Raketen mit Chemiewaffen bestücken könnte. Aus rein technischer Sicht wäre eine solche Bestückung mit C-Waffen möglich, allerdings aufgrund der Lagerung der Wirkstoffe, der Haltbarkeit und der Verbringung doch unwahrscheinlich. Größer als der potenzielle militärische Nutzen solcher (improvisierten) Waffensysteme wäre die psychologische Wirkung auf die israelische Bevölkerung.
Im Falle des Syrien-Konflikts spielen die Chemiewaffenbestände ebenfalls eine bedeutende Rolle (K-ISOM berichtete mehrfach). Nach Angaben der „New York Times“ hat das US-Verteidigungsministerium Präsident Obama mitgeteilt, dass man für den Fall eines Eingreifens zur Sicherstellung der syrischen C-Waffenbestände bis zu 75.000 Soldaten bräuchte. „Das Problem ist, dass man die Waffen nicht mal eben einsammeln und verladen könnte“, zitiert die Zeitung einen hochrangigen Mitarbeiter des Militärs. Zu groß wären demnach die Risiken einer Kontamination oder eines Angriffs beim Abtransport.