Das Kommando Spezialkräfte (KSK) erhält zwischen Ende 2015 und Mitte 2017 insgesamt 15 leichte Mehrzweckhubschrauber des Typs EC645 T2 des EADS-Tochterunternehmens Eurocopter in einem Wert von 194 Millionen Euro. Vergangenen Donnerstag unterzeichneten das Bundesministerium der Verteidigung und Eurocopter einen entsprechenden Vertrag. Bestandteil des Leistungs- und Lieferumfangs sind die Mehrzweckhubschrauber (LUH – Light Utility Helicopter) und die entsprechenden Ausrüstungspakete für die Durchführung von Spezialoperationen des KSK, insbesondere für die Verbringung der Spezialkräfte.
Mit diesen modernen Mehrzweckhubschraubern kann die Fähigkeitslücke des Kommandos Spezialkräfte geschlossen werden, denn die bisherigen Lufttransport- und Luftnahunterstützungskapazitäten wurden durch die veralteten Modelle CH-53 und BO-105 gestellt.
Mit dem digitalem Cockpit mit voller Nachtsichttauglichkeit, der modernen Kommunikationsausstattung, einem elektro-optischen Aufklärungssystem, der relativ geräumigen Kabine mit seitlichen Schiebtüren und mit Abseilvorrichtungen ist der LUH in der Lage, Spezialkräfte bei Tag und bei Nacht zu verbringen, schnell abzusetzen bzw. aufzunehmen. Nach Angaben der Bundeswehr sollen die Hubschrauber in erster Linie zur Nutzung von engen Landeplätzen eingesetzt werden. Der Hubschrauber ist ebenfalls luftverlastbar. In einem Airbus A400M kann der Hubschrauber strategisch verlegt werden.
Darüber hinaus erhalten die KSK-Hubschrauber eine noch nicht näher bezeichnete Bordbewaffnung. Diese ermöglicht es laut Bundeswehr, dass Spezialkräfte-Missionen autark, also ohne weitere Kampfhubschrauber- bzw. Transporthubschrauber-Unterstützung, durchgeführt werden können. Nach Angaben von Eurocopter können die modularen Rüstsätze für Feuerunterstützung im Allgemeinen aus Raketenwerfern, 12,7 mm oder 20 mm Geschützgehäusen und aus Luft-Boden-Raketen bestehen.
Der deutsch-spanisch-französische Eurocopter-Konzern mit seinen aktuell 22.000 Mitarbeitern wurde 1992 gegründet. Im Jahre 2012 verzeichnete das Unternehmen einen Auftragseingang von fast 500 neuen Hubschraubern. Zurzeit befinden sich fast 12.000 zivile und militärisch genutzte Hubschrauber von Eurocopter in 148 Staaten im Einsatz.
Die Anschaffung der Hubschrauber für das KSK entspricht auch der grundsätzlichen Neuausrichtung der Bundeswehr, wie sie in der „Konzeption der Bundeswehr“ vom 1. Juli 2013 formuliert wurde. Darin heißt es u.a.: „ Die Befähigung zum Kampf als höchster Anspruch an Personal, Material und Ausbildung ist der Maßstab für die Einsatzbereitschaft.“
Die Bundeswehr-Konzeption betont die strategische Leistungsfähigkeit und die Leistungseffizienz von Spezialkräften. So entfalten sie bei einem relativ geringen Mitteleinsatz eine hohe Wirkung und sind besonders „für kontrollierte, präzise und begrenzte Operationen unter Vermeidung von Eskalation und unbeabsichtigten Begleitschäden geeignet.“
Mit den Hubschraubern wird das KSK in der Lage sein, bei Spezialoperationen relativ selbständig zu operieren. Die Fähigkeit zum Lufttransport und zur Luftnahunterstützung für Spezialoperationen wird bei den Streitkräften der USA und Frankreichs seit Jahren durch das 160th Special Operations Aviation Regiment (Airborne) – die „Night Stalker“ – und das 4. Hubschrauberregiment sichergestellt. Das 4e régiment d’hélicoptères des forces spéciales ( 4e RHFS) wurde 1997 gegründet. Es gehört zum französischen Heer und untersteht dem Oberkommando der Spezialeinsatzkräfte COS (Commandement les opérations spéciales). Sein Hauptauftrag besteht in der Verbringung von Spezialkräften bei Tag und Nacht (kurzer Videobericht in französischer Sprache). Die amerikanischen „Night Stalker “ sind nach eigenen Angaben dazu in der Lage, den „Kampf zum Feind zu bringen“, und zwar „jederzeit, überallhin und dies zur festgelegeten Zeit – plus oder minus 30 Sekunden.“
Weiterführende Informationen:
- Unkommentiertes Video der französischen Streitkräfte mit Bildern von Cougar-Hubschrauberflug über Mali
- Video der Bundeswehr über eine KSK-Übung in Zusammenarbeit mit dem BKA