Bei dem Attentat auf das Verteidigungsministerium in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa am Donnerstag sind auch zwei deutsche Staatsbürger getötet worden, die für die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Auftrag der Bundesregierung im Jemen tätig gewesen sind. Zu dem Anschlag mit mindestens 52 Toten bekannte sich die Gruppe „Al Qaida auf der Arabischen Halbinsel“ (AQAP). Sie rechtfertigten ihren Angriff damit, dass sich in dem Gebäudekomplex sowohl Drohnenkontrollräume der USA sowie US-Experten befunden hätten.
Übereinstimmenden Medienberichten zufolge begann die anscheinend gut geplante Attacke damit, dass ein Selbstmordattentäter in einem mit Sprengstoff beladenen Auto eine Bresche zum Gelände des Ministeriums sprengte. In einem nachfolgenden Auto waren mehrere Bewaffnete versteckt, die dann das Feuer eröffneten. In dem Militärkrankenhaus auf dem Gelände sollen sie dann von Zimmer zu Zimmer gegangen sein und haben wahllos auf Patienten und Angestellte geschossen, berichtet „Spiegel Online“. In einem Operationssaal sollen die Angreifer einen Patienten, seine Frau und zwei Ärzte erschossen haben, meldet die Zeitung „Die Welt“. Bereits im Oktober wurde ein deutscher Polizist im Jemen erschossen (K-ISOM meldete dies hier).
Die militant-islamistische Gruppierung „Al Qaida auf der Arabischen Halbinsel“ (AQAP) entstand im Jahr 2009 durch einen Zusammenschluss der saudischen und jemenitischen Ableger des Terrornetzwerkes Al Qaida. Nach Einschätzungen von Experten handelt es sich bei diesem Zweig von Al Qaida um den gewalttätigsten bzw. tödlichsten. Im Jemen kämpfen die Islamisten sowohl in einem Aufstand gegen die Regierung in Sanaa als auch gegen den westlichen Einfluss (mehr Hintergründe zum Dschihadismus finden sich in der nächsten Ausgabe der „Kommando“; die dreiteilige Serie über den globalen Dschihadismus startete in Heft Nr. 6/2013). Die Gesamtstärke dieser Gruppierung wird auf rund 1.000 Mitglieder geschätzt.
Jemen ist einer der wichtigsten Kampfschauplätze zwischen den US-Streitkräften und den global agierenden islamistischen Gotteskriegern. In den Medien steht dieser Kriegsschauplatz allerdings weniger im Fokus als Pakistan. Neben Afghanistan und Pakistan finden dort die meisten Drohnenangriffe durch die USA statt (siehe die Statistiken zu Pakistan und zum Jemen).
US-Spezialkräfte sind bzw. waren im Jemen in einer nicht bekannten Stärke für nach wie vor geheime Operationen aktiv. Der Journalist Jeremy Scahill schreibt in seinem Buch „Schmutzige Kriege – Amerikas geheime Kommandoaktionen“, dass die Spezialkräfte der USA unter der Führung des Joint Special Operations Command (JSOC) im Jemen auch auf dem Boden operierten und seine Operationen relativ autonom, ohne größere Absprachen mit der klassischen Kommandokette der US-Streitkräfte, durchführte. Scahill berichtet weiter, dass die Kommandeure der US-Spezialeinsatzkräfte einen besseren, direkteren Zugang zur Regierung Obama hätten als unter seinem Vorgänger Bush; zudem rede man weniger darüber, es werde dafür aber auch mehr getan.
Bei den geheimen und verdeckten Operationen handelt es sich in erster Linie um Angriffe mit Drohnen durch den US-Auslandsgeheimdienst CIA oder durch JSOC. Ein wesentliches Element der Drohnenangriffe sind zum einen gezielte Tötungen von namentlich bekannten Personen („personality strike“). Präsident Obama hat seit dem letzten Jahr allerdings „signature stikes“ verstärkt, d.h. Angriffe auf Personen (oder Personengruppen), die nicht namentlich bekannt sind, aber aufgrund von nachrichtendienstlichen Informationen und ihres Verhaltens verdächtig erscheinen, gewaltsam gegen die USA vorzugehen bzw. dies zu planen (mehr zu diesen „signature strikes“ hier, hier und hier).
Im letzten Monat wurde die E-Kompanie des 160th Special Operations Aviation Regiment (SOAR) (Airborne) aktiviert. Nach Angaben des U.S. Army Special Operations Command (USASOC) ist dies die fünfte Kompanie des US-Heeres, die mitDrohnen des Typs „Gray Eagle“ausgestattet sind und die erste Kompanie im Bereich der Spezialeinsatzkräfte (K-ISOM berichtete bereits hier darüber). Zurzeit verfügt jede US Special Forces Group über einen Zug mit Drohnen des Typs RQ-7 „Shadow“ (Bericht mit Videohier). Die neue Kompanie wird 165 Angehörige und 12 Drohnen umfassen. Die Drohne „Gray Eagle“ ist die US-Heeres-Version der „Predator“-Drohne der US-Luftwaffe. Ein zentraler Unterschied zwischen den Drohnen ist, dass die Piloten der „Gray Eagle“ im jeweiligen regionalen US-Kommandobereich in der Nähe der Operationsräume stationiert sein werden und die Fluggeräte nicht von Stützpunkten in den USA aus steuern.
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