Einzelheiten der „Operation Neptune Spear“ der US-Navy SEALS im Jahr 2011 in Pakistan, bei der Usama Bin Laden getötet wurde, geraten zunehmend in die Öffentlichkeit und werden im US-Wahlkampf thematisiert.
Der Ex-SEAL Matt Bissonnette, der in den kommenden Tagen seinen Augenzeugenbericht „No easy day“ über die Geschehnisse veröffentlichen wird (K-ISOM hatte dies gemeldet), berichtete vorab weitere Einzelheiten der Operation. So sei Bin Laden nicht bewaffnet gewesen und habe auch nicht vorgehabt, zur Waffe zu greifen. Laut Bissonnette, der mit anderen die Treppe zum obersten Stockwerk hochstürmte, sah Bin Laden aus dem Raum heraus in das Treppenhaus. Sofort fielen zwei Schüsse seiner Team-Mitglieder vor ihm. Unmittelbar danach lag Bin Laden nur noch „zuckend“ auf dem Boden des Schlafzimmers. In der offiziellen Version des Pentagon heißt es, dass von dem Al Kaida-Chef eine unmittelbare Gefahr ausgegangen sei, und er deshalb erschossen werden musste. Bissonnette berichtet weiter, dass man auf den sterbenden Bin Laden noch mehrere Schüsse abgegeben habe. Der „Spiegel“ berichtete fälschlicherweise, Usama Bin Laden könne durch Selbstmord umgekommen sein.
Im Falle eines Fehlschlages hätte das SEAL-Team 6 den pakistanischen Behörden erklären sollen, sie seien auf der Suche nach einer verlorenen US-Drohne auf pakistanischem Gebiet. Über diese unglaubwürdige „cover story“ hätten sie nur gelacht, so Bissonnette weiter.
Nach Sichtung einer Kopie des Buches von Bissonnette droht das Pentagon mit rechtlichen Schritten gegen den Autor und den Verlag. Demnach verstoße der Autor gegen seine Verpflichtung, niemals Geheiminformationen zu veröffentlichen.
Der SEAL-Einsatz wird auch im US-Wahlkampf thematisiert. Nach unbestätigten Angaben des US-Journalisten Richard Miniter, verriet ein pakistanischer Geheimdienst-Oberst Usama Bin Laden an die USA. Kritiker des konservativen Journalisten sehen darin den Versuch, Präsident Obama im laufenden Wahlkampf als führungsschwach darzustellen – und so die bisherigen Darstellungen zu relativeren.
Der Ex-SEAL Bissonnette war sich bereits vor der Operation klar, dass Präsident Obama diese Operation politisch ausnutzen würde. Kritiker des Präsidenten verweisen aktuell auf den Hollywood-Film „Zero Dark Thirty“. Dieser wird zwar erst nach der Präsidenten-Wahl in die Kinos kommen, ursprünglich sollte der Film jedoch vor dem Wahltermin in die Kinos kommen. Zudem habe man den Filmemachern Zugang zu geheimen Informationen über die Operation „Neptune Spear“ gestattet, um so die Wiederwahl Obamas medienwirksam zu unterstützen.
Auf seiner Nominierungsrede auf dem Wahlparteitag in Tampa, erwähnte der republikanische Präsidentschaftskandidat, Mitt Romney, lobend den Einsatz der SEALs: Jeder Amerikaner sei an dem Tag erleichtert gewesen, als Präsident Obama den Befehl an das SEAL-Team 6 gab, Usama Bin Laden auszuschalten. Er kritisierte im gleichen Moment jedoch Obamas Iran-Politik, die die Unsicherheit für jeden Amerikaner vergrößere, so Romney weiter.
Hintergrundberichte und Interview mit Matt Bissonnette: http://edition.cnn.com/2012/08/30/world/asia/us-seal-book-bin-laden/index.html?eref=edition;
Bericht des „Spiegel“ mit Korrektur der Selbstmord-Version und Entschuldigung: http://www.spiegel.de/politik/ausland/navy-seals-sollen-unbewaffneten-bin-laden-getoetet-haben-a-852799.html
Weitere Hintergrundberichte: http://www.wired.com/dangerroom/2012/08/bin-laden-raid-cover-story/; http://www.spiegel.de/politik/ausland/osama-bin-laden-buch-autor-richard-miniter-spekuliert-ueber-verraeter-a-852290.html; http://www.spiegel.de/politik/ausland/buch-ueber-bin-laden-einsatz-pentagon-droht-navy-seal-mit-klage-a-853078.html; http://www.dailymail.co.uk/news/article-2195346/Zero-Dark-Thirty-Secret-emails-reveal-Obama-backed-bin-Laden-film-help-win-reelection.html