Das von Rheinmetall entwickelte Flugabwehrsystem MANTIS wurde am 26. November während einer feierlichen Zeremonie am Standort des Flugabwehrraketengeschwaders 1 „Schleswig-Holstein“ in der Fliegerhorstkaserne in Husum an die deutsche Luftwaffe übergeben. Die im April 2011 neu aufgestellte Flugabwehrgruppe des Flugabwehrraketengeschwaders der Luftwaffe ist damit beauftragt, sich mit dem sogenannten Nächstschutzbereich C-RAM (Counter-Rocket, Artillery, Mortar) vertraut zu machen.
MANTIS steht für „Modular, Automatic and Network capable Targeting and Interception System“ (modulares, netzwerkfähiges Ziel- und Abwehrsystem). Nach Angaben des Herstellers Rheinmetall ist das System mit seinen 35-Millimeter-Revolverkanonen und seiner programmierbaren Munition darauf ausgelegt, sowohl militärische als auch zivile Einrichtungen vor Bedrohungen aus der Luft zu schützen. MANTIS ist in der Lage, bemannte wie unbemannte Flugsysteme im unteren Luftraum zu bekämpfen. Angesichts der Einsatzrealität der Bundeswehr bei Auslandseinsätzen kommt eine Schlüsselfähigkeit hinzu: MANTIS ist in ebenfalls in der Lage, Angriffe durch Raketen, Artilleriegeschosse und Mörsergranaten (RAM) abzuwehren. Diese Art von Angriffen gegen deutsche Feldlager durch regierungsfeindliche Kräfte hat es während des Afghanistan-Einsatzes immer wieder gegeben.
Bodo Garbe, Mitglied des Bereichsvorstandes von Rheinmetall Defence, betonte während der Übergabezeremonie, dass die deutsche Luftwaffe nun mit MANTIS über ein „weltweit führendes Flugabwehrwaffensystem für den Objektschutz“ verfüge. Rheinmetall sei „stolz darauf“, so Bode weiter, damit „einen Beitrag zum Schutz der Soldatinnen und Soldaten in Einsätzen zu leisten.“
Nach Angaben der Bundeswehr bekämpft MANTIS diese RAM-Ziele zwischen 500m und 3.000m, Flugkörper oder Drohnen können bis zu 5.000m wirkungsvoll bekämpft werden.
Das Fachmagazin „Europäische Sicherheit & Technik“ berichtete über MANTIS, dass die Revolverkanonen über eine theoretische Kadenz von 1.000 Schuss in der Minute verfügen (BW-Video über MANTIS und beim scharfen Schuss). Um bei einem Einsatz im Nahbereich unbeabsichtigte Schäden – insbesondere Kollateralschäden – zu vermeiden, werden die Geschosse der speziell entwickelten Munition so programmiert, dass sie nur in einem vorher definierten Bereich auf den Boden treffen können. Um das Waffensystem unter den realistischen klimatischen Bedingungen eines Auslandseinsatzes zu testen, fand eine Einsatzprüfung in Südafrika statt, berichtete das Magazin weiter.
Das neuartige Waffensystem hat die Bundeswehr für den Schutz der im Einsatz befindlichen Soldaten, insbesondere für den Feldlagerschutz, in Auftrag gegeben. Doch nach anfänglichen Verzögerungen bei der Entwicklung – in erster Linie wegen fehlerhafter Munition, die sich nicht wie geplant nach dem Schuss zerlegte und so Unbeteiligte gefährdet hätte – des Systems ist es unklar, ob und wann MANTIS noch in Afghanistan eingesetzt wird. Zwar wurden die Feldlager im Einsatzgebiet durch passive Schutzmaßnahmen (Wälle, Mauern etc.) verstärkt, jedoch wären diese Maßnahmen bei einem Volltreffer nicht ausreichend. Laut einem weiteren Bericht der Zeitschrift „Europäische Sicherheit & Technik“ vom August 2012, wird MANTIS aus operationellen Gründen in Afghanistan nicht mehr eingesetzt werden. Genauere Gründe dafür wurden nicht genannt.
Sicher zum Einsatz in Afghanistan kommt der Kampfunterstützungshubschrauber Tiger der Bundeswehr (K-ISOM berichtete mehrfach). Nach Angaben der Bundeswehr ist geplant, eine Einsatzrotte von zwei Tigern und zwei weiteren Maschinen als technische Reserve Anfang Dezember zu verlegen, um Ende Februar 2013 die Einsatzbereitschaft herzustellen. Zur Hauptaufgabe der Tiger-Hubschrauber gehören Aufklärungsflüge, Konvoischutz, Patrouillenüberwachung sowie Feuerunterstützung.
Die Bundesregierung hat am 28.November beschlossen, dass die Zahl der Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan bis Ende Februar 2014 auf 3.300 sinken soll.