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MOUT, CQB und CQC im Alltag der westlichen Streitkräfte: Übungen für Feuergefechte bei geringer Kampfentfernung

Die Einsatzerfahrungen der Bundeswehr haben die Notwendigkeit eines veränderten Schießausbildungskonzepts mit Handwaffen aufgezeigt. Insbesondere die langjährigen Erfahrungen des Einsatzes in Afghanistan haben verdeutlicht, dass die Anforderungen an den einzelnen Schützen sich fundamental verändert haben. Einerseits hat sich die Kampfentfernung deutlich verringert, andererseits hat sich dabei die Schnelligkeit der Schussabgabe deutlich erhöht. Diese neuen Anforderungen an den Schützen soll das neue Schießausbildungskonzept der Bundeswehr umsetzen. Es setzt auf realitätsnahe Reaktionsschnelligkeit im Feuerkampf, schnelles Nachladen, den Waffenwechsel, sicheres Feuern im Stand und in der Bewegung, um die Soldaten auf Gefechte im Nahbereich zwischen drei und 30 Meter Kampfentfernung vorzubereiten. Das neue Schießausbildungskonzept soll bis Ende 2015 vollständig umgesetzt sein (mehr dazu hier).
Die nicht mehr zeitgemäße Schießausbildung der Bundeswehr wurde geprägt in der Zeit des Kalten Krieges und dem Auftrag der Landesverteidigung. Dabei ging man von einem bewaffneten Konflikt mit einem symmetrischen, klar erkennbaren Feind – die angreifenden Streitkräfte des Warschauer Paktes – aus, den man mit einem präzisen Schuss auf größere Entfernungen aus festen Stellungen heraus bekämpfen sollte. Die Erfahrungen vieler Streitkräfte auf der taktischen Ebene in den vergangenen Jahren haben jedoch völlig andere Einsatzerfahrungen in den Bereichen Urban Warfare (Kriegführung in bebautem Gelände) bzw. MOUT (Military Operations on Urbanized Terrain) mit sich gebracht. Diese Erkenntnisse hat man in den Übungskonzepten für Close Quarters Combat (CQC), Close Quarters Battle (CQB) und Close Quarters Marksmanship (CQM) umgesetzt (siehe auch nachfolgendes Video).

Die Erfahrungen der infanteristisch geprägten Kriegsführung im bebautem Gelände und den Konsequenzen für die Ausbildung für den Orts-, Häuser- und Nahkampf (Video einer Übung der US-Marines in Georgien, teilweise mit Helmkamera aufgenommen) beruhen auf mehreren Kampfeinsätzen verschiedener Streitkräfte. In erster Linie handelt es sich um die Gefechte bzw. Kämpfe in Mogadischu (1993), Sarajewo zu Beginn der 1990er Jahre, Grosny (1994/1995), Jenin (2002), Falludscha (2004) und Bagdad (Sadr City, 2008). Bei diesen Einsätzen zeigte sich, dass klassische Hauptwaffensysteme wie Kampf- und Schützenpanzer wegen möglicher Kollateralschäden, der ‚Unsichtbarkeit‘ des bewaffneten Gegners und der Unübersichtlichkeit des von Menschen gebauten Terrains ihre Feuerkraft nicht anwenden konnten. Nur der abgesessene Infanterist in kleinen taktischen Einheiten war bei dieser neuen Form der Kriegsführung (4th Generation Warfare/3-Block War) in der Lage, die Feindkräfte zu lokalisieren, zu identifizieren, notfalls zu eliminieren und gleichzeitig die Zivilbevölkerung zu schützen und deren Lebensumfeld zu sichern.

 

Weiterführende Informationen: