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Amphibische Operationen zukünftig wieder entscheidend – Übung im Mittelmeer

Auf der Fachkonferenz „Amphibious Operations 2012“, die zwischen dem 25. und 27. September in London stattfand, erörterten Kommandeure und Militärexperten den aktuellen Stand und die Zukunft amphibischer Operationen.

Die Redner und Tagungsteilnehmer aus den USA, Großbritannien, Norwegen, Italien, Frankreich, Finnland, den Niederlanden, Polen, Südafrika und den Philippinen blickten einerseits auf vergangene Operationen und Großübungen zurück, diskutierten andererseits auch die Bedeutung amphibischer Operationen für die Zukunft. Mit der Bewertung der Großübung „Bold Alligator 12“ (K-ISOM berichtete in Ausgabe Nr. 23) war man sich dahingehend einig, dass dieses Manöver die multilaterale Zusammenarbeit, die Fähigkeiten und die Identität amphibischer Kräfte gestärkt habe. Ein Grund für die Vernachlässigung amphibischer Operationen in der Vergangenheit lag an der vorrangigen Bedeutung der Landkriegsoperationen, insbesondere wegen den Kampfeinsätzen im Irak und in Afghanistan.

Teilnehmer sehen die zukünftigen sicherheitspolitischen Herausforderungen in einer zunehmenden Instabilität sowie in einer steigenden Anzahl staatlicher und nicht-staatlicher Akteure, welche über die Fähigkeiten verfügen, Streitkräften den Zugang zu Regionen zu verwehren. Daher, so die übereinstimmende Meinung der Anwesenden, stehe die „Battle of Access“ im Mittelpunkt der Kriegsführung, also der Kampf um den Zugang zu einer strategisch entscheidenden Region bzw. einem Land. Dafür seien amphibische Operationen im besonderen Maße geeignet, zumal ebenfalls die „hybride Kriegsführung“ zunehme. Darunter versteht man Krisen und Kriegen, in denen die Streitkräfte das gesamte Intensitäts- und Aufgabenspektrum gleichzeitig einsetzen – von der militärischen, nicht-letalen Machtprojektion über Friedenseinsätze und Katastrophenhilfe bis hin zur unkonventionellen Aufstandsbekämpfung und klassischen, konventionellen Kampfeinsätzen.

Die britische Royal Navy berichtet, dass sich zurzeit eine Task Force, bestehend aus Kriegsschiffen, Royal Marine Commandos und Luftunterstützungselementen auf dem Weg ins Mittelmeer befindet, um dort in den kommenden drei Monaten an verschiedenen Übungen teilzunehmen. Bei dieser „Response Force Task Group (RFTG)” handelt es sich nach Angaben der Royal Navy um eine schnelle Eingreiftruppe, die auf „unerwartete Ereignisse“ reagieren könne. Laut dem britischen Verteidigungsministerium war nach 2010 eingerichtete Task Force im Jahr 2011 in die Kämpfe in Libyen verwickelt. Damals starteten unter anderem „Apache“-Kampfhubschrauber vom Hubschrauberträger „HMS Ocean“.

Der 3.000 Soldaten umfassende Verband wird mit französischen und albanischen Einheiten Übungen durchführen. Brigadier Martin Smith, Kommandeur der 3 Commando Brigade, unterstreicht, dass die Übung „Cougar 12“ die ideale Gelegenheit ist, die zentrale Aufgabe einer solchen Task-Force mit Royal Marine Commandos zu üben: schnelle Anfangsoperationen nach kurzfristiger Vorbereitungszeit in unbekannten Gebieten.

Unter schnellen Anfangsoperationen versteht man den Einsatz von luftbeweglichen oder amphibischen Einheiten für Angriffsoperationen zur Gewinnung oder Sicherung einsatzrelevanter Gebiete oder Infrastruktur, z.B. See- oder Flughäfen, um für Folgekräfte einen Brückenkopf einzurichten.