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US Navy SEALs weiter im Fokus von US-Wahlkampf und Medien – und im Kampfeinsatz in Afghanistan

Eine der geheimsten Einheiten der US-Streitkräfte, die US Navy SEALs, stehen im 50. Jahr ihres Bestehens weiter im Fokus der Öffentlichkeit in den USA. Am 4. November, zwei Tage vor der Präsidentenwahl, wird auf dem Sender „National Geographic“ ein Spielfilm mit dem Titel „Seal Team Six – The Raid on Usama bin Laden“ über die Operation „Neptune Spear“ gesendet – das Kommando-Unternehmen, bei dem Usama Bin Laden in Pakistan getötet wurde. Die Republikaner werfen den Filmemachern direkte Unterstützung von Präsident Obama und Wahlkampf-Propaganda für den derzeitigen Amtsinhaber vor, da der Film Obama als Oberbefehlshaber in einem für ihn vorteilhaften Licht zeigen würde. Ein weiterer Hollywood-Film („Zero Dark Thirty“) wurde wegen ähnlicher Vorwürfe bis nach der US-Wahl verschoben.

Nach Informationen der „New York Times“ ist ein weiterer Film über die Tötung Bin Ladens im Gespräch. Nach Zeitungsangaben verhandelte der ehemalige SEAL Marc Bissonnette, der unter dem Pseudonym Mark Owen ein Buch über die Operation veröffentlichte (K-ISOM berichtete), mit verschiedenen Produktionsfirmen, darunter auch mit Steven Spielberg selbst.

Im Wahlkampf selbst sorgte der republikanische Präsidentschaftskandidat, Mitt Romney, für Irritationen. Auf verschiedenen Wahlkampf-Auftritten erzählte er von einer privaten Begegnung mit dem ehemaligen SEAL-Angehörigen Glen Doherty, der bei der Erstürmung des US-Konsulats im libyschen Bengasi im September getötet wurde. Die Mutter von Doherty bat Romney, kein politisches Kapital aus dem Tod ihres Sohnes in Bengasi zu schlagen. Romney kam dieser Bitte nach. Die Mutter des anderen ehemaligen SEALs, der ebenfalls in Bengasi getötet wurde, kritisierte die schleppend verlaufenden Ermittlungen zu den Vorfällen in Libyen.

Eine den Republikaner Romney unterstützende Frauengruppe attackierte Präsident Obama mit einem Wahlwerbespot, in dem behauptet wird, dass Obama die ehemaligen SEALs in Bengasi im Stich gelassen habe und es Zeit werde, dass die USA einen „richtigen Oberbefehlshaber“ bekämen.

Anfang Oktober wurde im Hafen von New York der neueste Lenkwaffen-Zerstörer der US Navy, die „USS Michael Murphy“, offiziell in Dienst gestellt. Der Zerstörer trägt den Namen eines US Navy SEALs, dem posthum für seine Taten die höchste militärische Auszeichnung der USA, die Ehrenmedaille, verliehen wurde. Murphy starb bei „Operation Red Wings“ 2005 in Afghanistan. An der Zeremonie nahm auch Admiral McRaven, der Kommandeur des US Special Operations Command (USSOCOM), teil.

Im Oktober gab ein Online-Kartendienst bekannt, dass man das geheime Trainingsgelände gefunden habe, auf dem die Navy SEALs das Kommando-Unternehmen geprobt hätten. Auf Satellitenbildern erkennt man die vermeintlichen Nachbauten des Hauses von Usama bin Laden auf dem CIA-Trainingsgelände „Harvey Point Defense Testing“ in North Carolina.

Die US Navy SEALs wurden im Januar 1962 aufgestellt. Wenige Tage danach waren das „SEAL Team One“ in Coronado (Kalifornien) und das „SEAL Team Two“ in Little Creek (Virginia) einsatzbereit. Gefordert und gefördert wurden die Einheiten vom damaligen Präsidenten Kennedy. Kennedy wollte mit dem Ausbau der unkonventionellen Fähigkeiten der US-Streitkräfte erreichen, dass nicht jeder Konflikt mit der Sowjetunion oder den kommunistischen Verbündeten in der damaligen Dritten Welt automatisch mit konventionellen Streitkräften geführt werden müsse. Die unkonventionellen Streitkräfte sollten somit kommunistische Bewegungen bekämpfen, ohne dass ein Konflikt gleich die nukleare Schwelle überschreiten sollte. Pierre Salinger, Kennedys damaliger Pressesprecher, betonte, dass die US SEALs ein „Favorit“ des Präsidenten gewesen waren.

Videobericht über einen Einsatz der SEALs in Afghanistan: http://www.thedaily.com/article/2012/09/30/100112-news-afghanistan-video/ und ähnlicher Bericht mit Bilderstrecke: http://www.usatoday.com/story/news/world/2012/10/07/navy-seals-taliban-afghanistan-commandos/1615287/

Spiegel-TV-Bericht über den Film und die Wahlkampf-Kontroverse: http://www.spiegel.de/video/tv-film-ueber-toetung-von-bin-laden-vor-us-wahl-platziert-video-1230496.html

Spiegel-TV-Bericht über Nachstellung des Raids für Privatpersonen: http://www.spiegel.tv/filme/trainingslager-bin-laden-magazin/