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FBI-Hostage Rescue Team befreit 5-jährigen Jungen nach einer Woche aus Bunker

Spezialeinsatzkräfte des FBI (Federal Bureau of Investigation) befreiten am Montagnachmittag nach fast einwöchiger Geiselnahme in Midland City (Alabama, USA) den 5-jährigen Ethan physisch unversehrt aus der Gewalt seines Entführers, der sich mit dem Jungen in einem selbstgebauten Erdbunker verschanzt hatte. Der Entführer Jimmy L. Dykes, ein 65-jähriger Vietnam-Veteran, kam bei dem Zugriff ums Leben. Die genauen Umstände der Geiselbefreiungsoperation und des Todes des Geiselnehmers sind noch unklar. Die Behörden verweisen darauf, dass der Tatort noch untersucht werde.

Die Geisellage begann in der letzten Woche. Am vergangenen Dienstag betrat Dykes an einer Haltestelle einen Schulbus und forderte Kinder als Geiseln. Als der Busfahrer sich weigerte und 21 Kindern damit die Flucht ermöglichte, erschoss Dykes den Busfahrer, ergriff den 5-Jährigen und flüchtete mit ihm in seinen vorbereiteten Erdbunker. Nach mehrtägigen Verhandlungen zwischen dem FBI-Verhandlungsteam und dem Entführer entschlossen sich die Einsatzkräfte zum Zugriff, als der Geiselnehmer zunehmend aggressiver agierte und das Leben unmittelbar gefährdet war (Hintergründe in einem Videobericht). Nach übereinstimmenden Medienberichten drang das FBI Hostage Rescue-Team (HRT) am Nachmittag in den Bunker ein. Zeugen berichteten von einer lauten Explosion. Genauere Angaben zu der Explosionsursache haben die Behörden noch nicht gemacht.

Das HRT wurde 1983 ins Leben gerufen mit dem Ziel, die Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles zu sichern und eine ähnliche Situation wie bei den Spielen 1972 in München zu verhindern. Seitdem wurde das Team nach Angaben des FBI rund 800 Mal zu Einsätzen im Rahmen der Bekämpfung von Terrorismus, Schwerstkriminalität und anderen verdeckten Operationen gerufen. Bewerber für das HRT müssen einen zweiwöchigen Auswahlprozess sowie einen sechsmonatigen Trainingskurs durchlaufen. Über 80 Prozent der Bewerber verfügen bereits über taktische Fähigkeiten durch eine polizeiliche oder militärische Ausbildung.

Das Motto der Einheit lautet „servare vitas“ (um Leben zu retten). Um für diesen Anspruch ständig einsatzfähig zu sein, üben die Angehörigen des HRT fortlaufend: vom Schießen mit scharfer Munition über das Wechseln von Magazinen bis hin zu CQB (Close Quarter Battle). Das CQB und das Eindringen in Räume verursachen dabei einen hohen Verbrauch an Türen, die im Training aufgetreten, aufgebrochen oder aufgesprengt werden. Im Training, so der Chef der Einheit, Charles Pierce, in einem Interview im Jahre 2009, „gehen wir durch schätzungsweise 30 Türen an einem Tag, und zwar spielend.“

 

Aktuelles FBI-Video über das HRT und sein Einsatz- und Fähigkeitsspektrum.