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Afghanistan zwischen Souveränität und Instabilität: Verantwortungsübernahme für Sicherheit, unsichere Verhandlungsergebnisse mit Taliban

Die afghanischen Sicherheitskräfte haben mit einer feierlichen Zeremonie am 18. Juni planmäßig die Verantwortung für die Sicherheit im ganzen Land übernommen. General Joe Dunford, Kommandeur der ISAF-Truppen in Afghanistan bezeichnete den Beginn der letzten Übergangsphase als „historisch“ und als „monumentalen Schritt nach vorne für das afghanische Volk“ (Video seiner kurzen Ansprache hier).

Die ISAF-Führung betont zudem, dass durch die Übergabe an afghanische Kräfte ein wichtiges Mobilisierungsmotiv der Taliban entfiele: diesen könnten dann nicht mehr behaupten, nur gegen Ausländer zu kämpfen. Ab 2015 sollen NATO-Truppen ihre afghanischen Verbündeten nur noch ausbilden und beraten. Seit geraumer Zeit tragen die afghanischen Streitkräfte und die Polizeikräfte bereits einen Großteil der Last im Kampf gegen die irregulären Regierungsgegner (K-ISOM berichtete über die Verluste und die instabile Sicherheitslage).

Verteidigungsminister de Maizière sagte bei einem Truppenbesuch Ende Juni in Afghanistan, dass die Sicherheitslage labil und hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei. „Dieses Land wird nie ein ganz ruhiges sicheres Land werden“, ergänzte er seine Einschätzung. Nach Beurteilung von Bundesaußenminister Westerwelle werde durch die planmäßige Übergabe der Sicherheitsverantwortung das deutsche „Engagement immer ziviler“.

Die USA und die Regierung Afghanistans unterstützen trotz eines provozierenden Büro-Türschilds der Taliban an ihrem neu eröffneten Verbindungsbüro in Katar und ungeachtet eines Taliban-Angriffes auf den Präsidentenpalast in Kabul (Bericht mit Video hier) nun direkte Gespräche mit den radikalislamischen Taliban über eine Beilegung des Krieges in Afghanistan. Auf dem umstrittenen Türschild in Doha stand die Bezeichnung „Islamisches Emirat von Afghanistan“. Dies war bis zum Sturz der Taliban durch die US-Streitkräfte der offizielle, aber von vielen nicht anerkannte Name Afghanistans. Ob und wann Gespräche mit den Taliban über ein Ende der Gewalt und eine innenpolitische Versöhnung der Bürgerkriegsparteien stattfinden werden, ist derzeit noch unklar.

Neben einer Befriedung Afghanistans sind die USA ebenfalls an daran interessiert, in Verhandlungen mit den Taliban die Rückkehr des seit 2009 vermissten US-Soldaten Bergdahl zu erreichen. Sergeant Bowe Bergdahl ist in den Händen der Taliban, unklar ist allerdings, wie es dazu kam. Die ISAF erinnerte am 30. Juni in einer Presseerklärung an den seit genau vier Jahren verschwundenen Soldaten. General Joe Dunford betonte darin, dass die Streitkräfte, genau wie Bergdahls Familie, niemals die Hoffnung auf seine Rückkehr aufgegeben haben.