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Verhalten bei Terrorattacken

Die Bedrohung durch terroristische Anschläge gehört gegenwärtig in Westeuropa zum Alltag für die Sicherheitsbehörden und ebenso für die Zivilbevölkerung. Bereits die Terroranschläge von Paris 2015 haben bei der Bewertung und Bekämpfung des Islamischen Staates zu einer grundlegenden Lageänderung geführt. Die allgemeine Gefährdungslage in westlichen Staaten und für westliche Staatsbürger weltweit hat sich nach den Anschlägen in Brüssel erhöht.

Geplantes Blutbad in Düsseldorfer Altstadt

Konkreter als anfangs von den Sicherheitsbehörden gedacht, waren die Anschlagspläne der Düsseldorfer IS-Zelle, die von SEK-Kräften 2016 verhaftet wurden. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge planten die vier syrischen Tatverdächtigen einen Anschlag auf die Altstadt in Düsseldorf mit rund 10 Angreifern.

Ihre Anschlagsplanung sah vor, dass sich zwei von ihnen in der Altstadt in die Luft sprengen sollten. Weitere Teammitglieder wollten sie an den Zugängen zur Düsseldorfer Altstadt mit Sturmgewehren postieren. Ihre Aufgabe wäre es gewesen, die panisch aus der Altstadt Flüchtenden zu erschießen, um sich dann letztlich auch in die Luft zu sprengen.

Verhaltensregeln der britischen Polizei für den Fall eines Anschlages mit Schusswaffen Bildnachweis: NPCC

Verhaltensregeln der britischen Polizei für den Fall eines Anschlages mit Schusswaffen Bildnachweis: NPCC

Zivilisten sind das Ziel

Bei mehreren größeren Terroranschlägen von Dschihadisten sind allein seit November 2015 ca. 600 Menschen getötet und über 700 verletzt worden. Die Anschläge fanden in verschiedenen Staaten auf vier Kontinenten statt. Die taktischen Vorgehensweisen variierten dabei zwischen:

Anfang 2016 starben 11 deutsche Staatsbürger bei Angriffen von islamistischen Terroristen in der Türkei, im Dezember tötete ein IS-Anhänger 12 Menschen auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin. Bei diesen Anschlägen beriefen sich die Attentäter mehrheitlich auf den IS, entweder inspiriert durch ihn oder durch seine Führungskader direkt beauftragt.

Für die Geiselnahme in Bamako war Al Qaida im islamischen Maghreb (AQMI) und ihr nahestehende Gruppierungen verantwortlich. AQMI war auch für den Überfall auf beliebte Urlauberhotels in der Elfenbeinküste, bei der eine Deutsche getötet wurde. Die Terrororganisation schrieb, dass „dank Allah, dem Allmächtigen, Ritter der Al-Kaida im Islamischen Maghreb in den Urlaubsort einbrechen“ konnten. Einer der Anführer der AQMI ist Mokhtar Belmokhtar, genannt „der Einäugige“, der seit Jahren von Spezialkräften gejagt wird (K-ISOM berichtete hier).

Wie verhalte ich mich bei einem Terroranschlag? Und wie, wenn dann Spezialkräfte der Polizei vor mir stehen?

Nach den Terroranschlägen mit Sprengstoff und Schusswaffen auf westeuropäische Metropolen in den letzten Jahren, haben Sicherheitsbehörden Verhaltensregeln für den Fall terroristischer Anschläge veröffentlicht.

Die britische Polizei gibt im Falle eines Angriffs mit Feuerwaffen die Hinweise, man solle 1. wegrennen, 2. sich verstecken, 3. Hilfe rufen. Ausführliche Tipps finden sich hier. Genauso interessant sind die Hinweise, wie die Bevölkerung im Vorfeld mögliche Terroristen entdecken könnte.

In dem folgenden Video der britischen Polizei werden nicht nur diese Ratschläge thematisiert, sondern es wird auch gezeigt, wie man sich gegenüber den Spezialeinsatzkommandos der Polizei bei einer Terrorlage zu verhalten hat, insbesondere in einer unübersichtlichen Situation, in der die eintreffenden Polizeikräfte Terroristen und bedrohte Personen nicht sofort auseinanderhalten kann.

Video 1 – Verhaltensregeln der britischen Polizei:

Die bewaffneten Polizeikräfte in Großbritannien sind in den letzten Jahren kontinuierlich angewachsen. Mit einem Angriff, sei es als Amok-Lage oder im Falle eines größeren Terrorangriffs, rechnen die Polizeibehörden. Einen hervorragenden Einblick in die Ausbildung der Schutzpolizei für ein solches Szenario zeigt die nachfolgende Nachrichtenreportage des Senders „Sky“.

Video 2 (ab 7:10 Spezialkräfte im Training):

Ähnlich wie die offiziellen Tipps aus Großbritannien im Falle eines Anschlages klingen die offiziellen Verhaltensregeln aus Frankreich. Man solle zunächst vom Gefahrenherd wegrennen bzw. sich verbarrikadieren, wenn eine Flucht nicht möglich ist.

Wesentlich ist auch hier die Verhaltensregel im Umgang mit der eintreffenden Polizei: nicht auf die Beamten zu rennen, keine abrupten Bewegungen machen und den Polizisten die Hände zeigen bzw. hochhalten, wie auch im nachfolgenden Video zu sehen ist.

Video 3 – Verhaltensregeln aus Frankreich:


Réagir en cas d’attaque terroriste von gouvernementFR

Verhaltensregeln in Deutschland

Sicherheits- und Verhaltensregeln der französischen Regierung im Falle eines Terroranschlages

Sicherheits- und Verhaltensregeln der französischen Regierung im Falle eines Terroranschlages

Anders als andere westeuropäische Sicherheitsbehörden verfügen die Behörden in Deutschland über keine öffentlichkeitswirksamen Terrorwarnstufen. Das Bundesinnenministerium teilt dazu mit, dass Warnstufen dazu beitragen könnten, das Unsicherheitsgefühl der Bürger „unnötig zu verstärken.“ Demnach seien die Gefahren „nicht überall gleich groß“, sie können sich von Region zu Region und selbst innerhalb von Städten unterscheiden.

In Deutschland werden Sicherheitshinweise für die Bevölkerung weniger öffentlichkeitswirksam bekannt gemacht als beispielsweise in Großbritannien oder in Frankreich. In einer Broschüre des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe aus dem Mai 2016 zur Vorsorge und Selbsthilfe des heißt es:

„[…] Verhaltensregeln für besondere Gefahrenlagen, die auch bei einem terroristischen Anschlag entstehen können. Terror hat zum Ziel, Furcht und Panik zu verbreiten. Ein Terroranschlag erfolgt zumeist ohne Vorwarnung. Sich vor einem Terrorakt zu schützen ist nahezu unmöglich. Weder die möglichen Täter, noch das Ziel und der Zeitpunkt sind in der Regel vor der Tat bekannt. Anschlagsziele sind häufig Flughäfen, Bahnhöfe, Großveranstaltungen oder bedeutsame Gebäude. Deshalb konzentrieren die Sicherheitsbehörden des Bundes und der Länder ihre Schutzmaßnahmen auf solche Schwerpunkte. Sie können durch umsichtiges Verhalten wesentlich dazu beitragen, den Schaden zu mindern. Die folgenden Hinweise können Sie nutzen, um sich vorzubereiten und um in einer Gefahrensituation handeln zu können. Was können Sie im Ereignisfall vor Ort tun?

  • Bewahren Sie Ruhe!
  • Eigenschutz hat oberste Priorität! […].“

Training für das Undenkbare

Wie ein möglicher Anschlag auf ein Einkaufszentrum aussehen könnte, trainierten im Mai 2016 britische Einsatzkräfte mit vielen freiwilligen Rollenspielern und vielen Übungsverwundungen. Die Polizei musste sich allerdings später für die Darstellung entschuldigen, da der ‚Terrorist‘ die Übung mit den Worten „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) begonnen hat, wie der nachfolgende Videobericht zeigt.

Video 4: Übung in Manchester mit Rollenspielern

 

Weiterführende und ergänzende Links:

[ej]