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Russland stellt Führungskommando für Spezialeinsatzkräfte auf

Die verschiedenen russischen Spezialeinheiten der Teilstreitkräfte sollen einem neuen gemeinsamen Führungskommando unterstellt werden. Der russische Generalstabschef, Valeri Gerassimow, sagte bei einer Veranstaltung mit ausländischen Militärattachés am 8. März in Moskau, dass dieses neue Führungskommando auch wegen der Erfahrungen anderer „führender Staaten der Welt“ aufgebaut wird, berichtet der Radiosender „Stimme Russlands“. „Nachdem wir die Aufstellung, Ausbildung und Anwendung von Sondereinsatzkräften der führenden Staaten in der Praxis genau unter die Lupe genommen haben, hat das Verteidigungsministerium ebenso ihre Aufstellung in Angriff genommen“, sagte Gerassimow weiter.

In den letzten Jahren unterstellten immer mehr Staaten ihre diversen Spezialeinheiten einem gemeinsamen Oberbefehl. Sowohl die USA mit ihrem United States Special Operations Command (USSOCOM) als auch zum Beispiel Frankreich mit dem COS (Commandement des opérations spéciales) haben teilstreitkräfte-übergreifende Führungskommandos für Spezialkräfte, die sich in verschiedenen Einsätzen bewährt haben.

Genauere Angaben über den Umfang, die Art der Einheiten und die Zusammensetzung des neuen russischen Führungskommandos machte der russische Generalstabschef allerdings nicht.

Die Grundidee hinter dieser neuen Führungseinrichtung wurde bereits im letzten Jahr publik. Nach Angaben von RIA Novosti hat das Kommando die zentrale Aufgabe von Retten & Befreien, d.h. Geiseln im Ausland zu befreien bzw. russische Staatsbürger bei kleineren Konflikten zu evakuieren. Im Falle eines umfassenden Konfliktes bzw. Krieges, so RIA Novosti in dem Bericht weiter, sollen die dem Kommando unterstellten Einheiten bei Hochrisiko-Operationen gegen Ziele mit strategischer Relevanz vorgehen: Eliminierung der politischen und militärischen Führung des Kriegsgegners sowie Angriffe auf Raketen-Startvorrichtungen des Gegners.

Russland verfügt – ähnlich wie die ehemalige Sowjetunion – über ein breites Spektrum an Spezialeinsatzkräften und größeren Sondereinsatzverbänden.

Die Luftlandetruppen gehören wie die Speznaz-Verbände zu den Streitkräften. Zu Zeiten des Ost-West-Konfliktes wurden sämtliche Divisionen der Luftlandetruppen in der sogenannten Kategorie Eins geführt, d.h. sie verfügten auch in Friedenszeiten über den vollen Personalumfang und die beste Ausrüstung. Die Luftlandetruppen waren die Einheiten für schnelle Anfangsoperationen. Bei der Übung „Dwina“ im Jahre 1970 wurde eine Division mit rund 8.000 Mann und 160 Fahrzeugen in 22 Minuten abgesetzt. Speznaz-Angehörige und Fallschirmjäger waren die ersten, die im August 1968 auf dem Flughafen Prag landeten, um den sogenannten „Prager Frühling“ niederzuschlagen. Auch bei der Invasion Afghanistans 1979 gehörten sie zur Speerspitze des Angriffs.

Bei den Speznaz-Einheiten, die der Hauptverwaltung Aufklärung des Verteidigungsministeriums – also dem Militärnachrichtendienst – unterstanden und unterstehen, handelt es sich um Kommandoverbände. Das Heer und die Marine verfügen über solche Speznaz-Einheiten. Zentrale Aufgaben ähneln denen westlicher Einheiten wie dem britischen SAS oder den US-Special Forces. Allerdings gab und gibt es konzeptionelle Unterschiede: Speznaz waren militärische Großverbände. Im Kalten Krieg existierten 16 Brigaden, die einem Militärdistrikt zugeteilt waren; damit waren sie – im Unterschied zu kleineren westlichen Einheiten – bestimmten Armeegruppen bzw. Fronten zugeordnet. Damals hatte eine Brigade einen Personalumfang zwischen 1.000 und 1.300 Soldaten. Das Wort ‚Speznaz‘ (oder: Speznas) bedeutet ‚Spezialaufgabe‘ und ergibt sich aus der Zusammenziehung der russischen Wörter „Spezialnaja nasnatschenija“ (oder auch: „spetsialnogo naznacheniya“).

Neben den Streitkräften Russlands verfügt auch das Innenministerium in seiner Miliz über die Sondereinheit „Omon“; der Inlandsnachrichtendienst verfügt über die Anti-Terror-Einheit „Alfa“. Auch diese werden teilweise als Speznaz bezeichnet.

Zweifel an dem militärischen Gefechtswert russischer Spezialeinheiten bzw. Spezialverbände wurde durch die Schwierigkeiten russischer Kräfte in den Tschetschenienkriegen und an der Operation in Beslan laut. Bei der fehlgeschlagenen Geiselbefreiungsoperation 2004 in Beslan kamen nach einer über 50-stündigen Geiselnahme in einer Schule mehrere Hundert Zivilisten, darunter viele Kinder, ums Leben. Sie wurden von den Geiselnehmern getötet bzw. kamen bei der vorschnellen Befreiungsoperation ums Leben.

 

Videobericht (in russischer Sprache) über eine Vorführung russischer Spezialkräfte.