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Foltern und verstümmeln in Afghanistan? Vorwürfe gegen ISAF-Spezialkräfte

Die australischen Streitkräfte untersuchen Vorwürfe gegen eine Einheit ihrer Spezialkräfte. Einem Bericht von ABC von Ende August zufolge (hier mit Videobericht) sollen australische Soldaten der Australian Special Operations Task Group nach einer Operation mit afghanischen Sicherheitskräften Ende April in Afghanistan, bei der vier Aufständische getötet wurden, einem getöteten Aufständischen die Hand abgetrennt haben, um so seine Fingerabdrücke auf der Basis in Tirin Kot zwecks Identifizierung nehmen zu können. Die australischen Streitkräfte haben eine interne Untersuchung über ein mögliches Fehlverhalten eingeleitet. Um welche Einheit es sich genau handelt, wurde nicht bekannt gegeben.

In den letzten Jahren gab es immer wieder vereinzelte Berichte über Fehlverhalten von ISAF-Soldaten, die getöteten Aufständischen Gliedmaßen abtrennten oder auf die leblosen Körper urinierten. Diese wenigen Vorfälle wurden disziplinarisch und strafrechtlich verfolgt (mehr dazu hier). In den meisten Fällen bleibt es bei haltlosen Anschuldigungen. Die Unschuldsvermutung, nach der jeder solange als unschuldig zu gelten hat, bis seine Schuld bewiesen ist, wird oftmals durch eine vorschnelle Berichterstattung unterlaufen.

Im Juli dieses Jahres erhob ein langjähriger Übersetzer in Diensten von US-Spezialeinsatzkräften Anschuldigungen gegen drei Angehörige eines A-Teams der US Special Forces. Als afghanische Behörden ihn festnahmen und ihm vorwarfen, an Folterungen und Tötungen von Zivilisten in der strategisch wichtigen Provinz Wardak bei Kabul beteiligt gewesen zu sein, nannte er drei US-Soldaten – Dave, Hagen und Chris -, die letztlich für den Tod eines vermissten Zivilisten verantwortlich sein sollen. Den zuvor verschleppten Mann, Sayed Mohammad, fand man später tot in der Nähe einer Basis der Spezialeinsatzkräfte. Seine Füße waren abgetrennt. Aufgrund von Anschuldigungen des afghanischen Präsidenten Karzai (K-ISOM meldete dies), dass die Spezialkräfte schwere Menschenrechtsverletzungen verübt haben sollen, forderte er den Rückzug der US Special Forces aus der Provinz Wardak.

Anfang des Jahres gestand die afghanische Regierung ihrerseits Misshandlungen und Folter von Gefangenen durch Drohungen mit sexueller Gewalt, Elektroschocks und Schlägen in ihren Gefängnissen ein.

 

Weiterführende Informationen und Links:

  • Zeitungsbericht über angebliche Verletzungen der Genfer Konvention durch Kräfte des Special Air Services aus Neuseeland in Afghanistan hier und insbesondere hier