Ende November befreiten Spezialkräfte der US-Marine und jemenitische Sicherheitskräfte bei einer Geiselbefreiungsoperation acht Geiseln aus den Händen der „Al Qaida der Arabischen Halbinsel“. Befreit wurden sechs Jemeniten, ein Saudi und ein Äthiopier. Die Mission fand in der der Region Hadramaut statt, deren Wüstenregion im Norden an Saudi-Arabien grenzt.
Jemenitische Offizielle bestätigten, dass eine solche Mission stattgefunden hat, allerdings erwähnten sie nicht die Beteiligung von US-Kräften. Von Seiten der US-Streitkräfte gibt es keinerlei offizielle Bestätigung über die Kommandoaktion.
Nach übereinstimmenden Medienberichten der „New York Times“ und des US-Senders „ABC“ handelte es sich um einen Einsatz der Anti-Terror-Einheit der US-Marine, des SEAL Teams Six. Demnach soll es sich bei den Bodenkräften um rund 24 US Navy SEALs gehandelt haben, unterstützt durch einige durch US-Kräfte ausgebildete Angehörige einer jemenitischen Anti-Terror-Einheit.
Zuvor waren sie in der Nähe der Grenze zu Saudi-Arabien von Hubschraubern abgesetzt worden, näherten sich unbemerkt den Höhlenverstecken der Geiselnehmer im Gebirgszug, in denen die Geiseln – in Ketten – gefangen gehalten wurden. Die Befreiungsaktion gelang aufgrund des Überraschungsmomentes. Einzelheiten sind nicht bekannt.
Befreiungsaktion nur zum Teil erfolgreich
Allerdings galt die Befreiungsaktion auch fünf weiteren Geiseln, darunter ein US-Amerikanischer Journalist, ein südafrikanischer, türkischer, jemenitischer und ein britischer Staatsbürger. Sie wurden nach Aussage der befreiten Geiseln zwei Tage vor dem Angriff unbemerkt an einem anderen Ort verlegt.
Bei der US-Geisel handelt sich um den 33-jährigen Fotojournalisten Luke Somers, der 2013 entführt wurde. In einem kürzlich veröffentlichten Video drohte man mit der Tötung der Geisel. In dem Video erwähnte der Anführer der Gruppe, Nasser bin Ali al-Ansi, auch die Geiselbefreiungsaktion, bei der eine „Elite-Gruppe der Heiligen Krieger“ getötet worden sei. Er bezeichnete die jemenitisch-amerikanische Operation als „dumme Aktion“.
Bei der „Al Qaida auf der Arabischen Halbinsel“ (AQAH) handelt es sich um einen Zusammenschluss saudischer und jemenitischer Kämpfer der radikalislamischen Gruppierung. Der Jemen ist das Hauptoperationsgebiet der Terrorgruppierung, die mit der Entführung von Ausländern und Terrorangriffen das Land destabilisieren möchte. Seit Jahren sind die Terrorgruppen im Jemen ein zentrales Angriffsziel der US-Drohnen. Der Einsatz des SEAL-Teams ist daher ein seltener Einsatz von US-Bodentruppen in dem Land.
Das SEAL Team, das auch unter seinem früheren Namen SEAL Team Six bekannt ist, ist eines von insgesamt zehn SEAL-Teams der US-Marine. Das SEAL Team Six 6 wird offiziell bezeichnet als „Naval Special Warfare Development Group“ bzw. „Development Group” (DEVGRU). Die Einheit ist die Tier-1-Einheit der Marine, deren Existenz als Anti-Terror-Einheit, Umfang und Einsätze offiziell nicht bestätigt oder kommentiert werden. In einigen Dokumenten der Marine taucht die Bezeichnung „Development Group“ zwar auf, allerdings ohne die Einheit näher zu beschreiben. Die zentralen Aufgaben der DEVGRU sind Anti-Terror-Einsätze, unkonventionelle Kriegsführung bzw. Aufstandsbekämpfung (Counterinsurgency).
K-ISOM berichtete über die die DEVGRU und die Operationen der Tier-1-Einheiten der US-Streitkräfte im Einflussgebiet radikalislamischer Gruppen hier, hier, hier und hier. [ej]