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Der Kleinkrieg des SAS im Irak mit großer Wirkung

Einem Zeitungsbericht der britischen „The Mail on Sunday“ zufolge haben mobile Einheiten des britischen Special Air Service (SAS) im Irak seit Ende Oktober Hunderte Kämpfer des „Islamischen Staates“ (IS) bei Gefechten getötet. K-ISOM berichtete darüber hier und hier.
Dem neuesten Bericht nach sind kleine mobile Einsatzteams, ausgerüstet mit Quad-Bikes, im Herrschaftsgebiet des IS mit Hubschraubern des Typs „Chinook“ abgesetzt worden. Bis zu acht Kämpfern pro Tag hätten die SAS-Teams getötet. Eingesetzt hätten sie dabei Scharfschützengewehre und schwere Maschinengewehre.
Bei diesen „Raids“ handele es sich allerdings nicht um spontane Aktionen oder zufällige Ziele, sondern um vorher durch Drohnen oder SIGINT (Signal Intelligence) aufgeklärte Objekte oder Personen, so der Bericht weiter. Die Zeitung bezieht sich auf ungenannte Quellen aus dem Verteidigungsbereich.
Die Angaben lassen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen. Die Aussagen des Zeitungsberichtes über den Einsatz und die Einsatztaktik des SAS liegen im Bereich des Wahrscheinlichen. Die Zahlen über die getöteten Feindkräfte sind allerdings mit einer großen Unsicherheit behaftet, da es weder eine verlässliche namentliche Quelle noch unabhängige Zeugen bzw. Berichte gibt, die diese Aussagen stützen können.

Über einen Guerilla-Krieg zum großen Kampfeinsatz mit Bodentruppen?

Für den britischen Abgeordneten Mike Hookem sind die Angaben der Zeitung so glaubwürdig, dass er vor einer immer tiefer gehenden Verwicklung in den Krieg mit den IS-Kräften warnt.
Hookem ist Abgeordneter des Europäischen Parlaments, verteidigungspolitischer Sprecher der Partei UKIP und ehemaliger Angehöriger einer Unterstützungseinheit der Royal Marine Commandos. Er wirft der britischen Regierung vor, die Öffentlichkeit über das Ausmaß der Bodeneinsätze falsch informiert zu haben. Hookem betont die Gefahr einer Ausweitung des Einsatzes zu einem umfangreichen Bodenkrieg. Er warnt ausdrücklich vor dem „Mission Creep“. Seiner Meinung nach bräuchte es „nur einen gefangengenommen tapferen SAS-Soldaten, der live im Internet enthauptet“ würde, und das „Vereinigte Königreich würde direkt in einen großen dritten Landkrieg im Irak gezogen werden“, so seine Einschätzung.

Als Mission Creep bezeichnet man die schleichende Veränderung eines Militäreinsatzes. Aus einem anfänglich zeitlich, räumlich und konzeptionell begrenzten militärischen Eingreifen wird angesichts der Lageentwicklung vor Ort oder aufgrund veränderter Prioritäten der politisch-militärischen Entscheidungsträger ein immer größerer Einsatz. Die Hauptgefahr dabei ist, dass zum einen die für den Auftrag bereitgestellten Mittel nicht ausreichen, zum anderen, dass die Lage kontinuierlich eskaliert und fortlaufend militärische Gewalt eingesetzt werden muss.

Die im Zeitungsbericht erwähnten „Raids“ stellen das Kernkonzept moderner Spezialeinheiten und ihrer taktischen Einsatzkonzepte dar. „Raids“ sind nadelstich- bzw. handstreichartige Überfälle unter Ausnutzung des Überraschungsmomentes. Im Unterschied zu raumgreifenden Operationen konventioneller Hauptstreitkräfte besteht das Wesen solcher unkonventioneller Kommandounternehmen in seiner zeitlich und räumlich begrenzten Wirkung. Indem man sich nach einer geplanten Offensivaktion sofort wieder ebenso planmäßig zurückzieht, umgeht man den ständigen Kontakt mit einem überlegenen Gegner.
Im Falle des Kampfes gegen die Milizen des „Islamischen Staates“ besteht die Wirkung eher im Bereich der psychologischen Kriegsführung. Die Raids sollen kein Territorium erobern, sichern und halten, sondern die Kräfte der Milizen demoralisieren.

K-ISOM berichtet mehrfach über den britischen Special Air Service (SAS), seine Ausbildung und seine wahrscheinlichen und möglichen Einsätze, nämlich hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [ej]