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Anti-westliche Ausschreitungen: FAST-Marines sichern Botschaften – Ex-SEALs getötet

Nach einer Welle anti-westlicher Ausschreitungen mit Verletzten und Toten ziehen die USA Teile ihres Botschaftspersonals aus einigen betroffenen Staaten ab und verstärken ihre Militärpräsenz in der Region und in einigen diplomatischen Vertretungen. Aufgrund der Veröffentlichung eines privaten, als islamfeindlich empfundenen Videos kam es vor westlichen Botschaften in vielen Staaten zu Demonstrationen. In Libyen wurde dabei der US-Botschafter am Jahrestag des 11. Septembers getötet.

Außenminister Westerwelle hat eine Verstärkung der Sicherheit an einigen deutschen Vertretungen in der islamischen Welt angekündigt. Einen Teil der Mitarbeiter zieht die Bundesregierung aus dem Sudan ab. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes teilte mit, dass zusätzliche Sicherheitskräfte entsandt würden. Am Freitag griffen mehrere tausend Demonstranten die deutsche Botschaft in Sudans Hauptstadt Khartum an, stürmten das Gelände und setzten Gebäudeteile in Brand.

Vor den Ausschreitungen wurde der US-Gesandte und der deutsche Botschafter ins sudanesische Außenministerium einbestellt, um beiden Diplomaten mittzuteilen, dass die Verunglimpfung des Propheten Mohamed eine allerletzte Grenze sei und dass die freie Meinungsäußerung ihre Grenzen habe, berichtet die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Novosti. Die Protestwelle richtete sich auch gegen Deutschland, weil einerseits Bundeskanzlerin Merkel vor zwei Jahren den dänischen Karikaturisten Kurt Westergaard ehrte, dessen Zeichnungen einen ähnlichen Proteststurm 2006 auslösten. Andererseits kritisierte der sudanesische Außenminister Ali Ahmed Karti das Verhalten Merkels. Sie habe die „Beleidigung des Islams gutgeheißen“, als auf einer Kundgebung der Partei „Pro NRW“ diese Karikaturen gezeigt werden durften, so ein Bericht der „Welt“.

Beim Versuch einer Menschenmenge die US-Botschaft in Khartum zu stürmen, haben am Freitag die Wächter das Feuer eröffnet, so RIA Novosti. Drei oder vier Demonstranten wurden beim Zusammenstoß mit Sicherheitskräften getötet. In Tunesien starben nach Medienangaben am Freitag vier Demonstranten.

Um seine Auslandsvertretungen und seine Bürger zu schützen verstärkten die USA ihre Militärpräsenz. Der Zerstörer „USS Laboon“ und die „USS McFaul“ liegen – mit Marschflugkörpern bewaffnet – vor der Küste Libyens, allerdings ohne eine spezifische Mission. FAST-Einheiten der US-Marines sichern zusätzlich die US-Botschaften im Jemen und in Libyen. Nach Angaben der Sprecherin des US-Außenministeriums, Nuland, werden die Marines nicht ständig dort stationiert bleiben. Es handelt sich bei den Einheiten um sogenannte FAST (Fleet Antiterrorism Security Team)-Einheiten. Sie können bei einer Bedrohungslage schnell lebenswichtige Einrichtungen der USA schützen. Dabei ist der Einsatz meist zeitlich begrenzt. Nuland sagte, dass diese Einheiten einen äußeren Schutzring in den betreffenden Botschaften bildeten, allerdings nur auf dem Gelände der Botschaften selbst. Der Sudan verweigerte allerdings den Marines die Einreise.

Unklar sind immer noch die genauen Umstände, unter denen der US-Botschafter in Libyen und der Management Officer Sean Smith um Leben kamen. Nach offiziellen Angaben befanden sich zurzeit der Attacken keine US-Marines auf dem Gelände, da es sich lediglich um eine diplomatische Mission für einen Übergangszeitraum, nicht aber um eine Botschaft oder ein Konsulat handelte. Diese werden in der Regel von mindestens sechs US-Marines bewacht. Getötet wurden auch zwei US-Amerikaner, die zum Sicherheitspersonal gehörten. In einer Presserklärung des US-Außenministeriums zum Tode der zwei Ex-Navy-SEALs gedachte Hillary Clinton der beiden. Ohne die Leistungen und Opferbereitschaft von unerschrockenen Menschen wie Tyrone S. Woods und Glen A. Doherty könnten die US-Botschaften in aller Welt ihre Arbeit nicht tun, so Clinton.

Hintergrundberichte zu den Demonstrationen: http://www.welt.de/print/wams/politik/article109247717/Der-spontane-Volkszorn-war-gut-organisiert.html

Presseerklärung zum Tod der beiden Ex-SEALs: http://www.state.gov/secretary/rm/2012/09/197732.htm

Bengasi-Attacke (Grafik, zeitlicher Ablauf, Videobericht): http://www.nytimes.com/interactive/2012/09/15/world/middleeast/the-american-diplomatic-compound-in-benghazi.html?ref=middleeast; http://swampland.time.com/2012/09/13/timeline-what-happened-in-libya-and-how-the-u-s-reacted/; http://www.aljazeera.com/news/middleeast/2012/09/2012913151833659151.html; http://www.washingtontimes.com/news/2012/sep/13/officials-say-marines-were-not-part-benghazi-force/?utm_source=RSS_Feed&utm_medium=RSS#ixzz26deuIhxh;