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Piraterie: Bundeswehr boarded iranisches Schiff – Piratenprozess in Hamburg – Piratenabwehr

Boarding-Kräfte der Bundesmarine durchsuchten am 20. Oktober ein iranisches Schiff vor Somalia. Nach Angaben der Bundeswehr boardeten die Kräfte der Fregatte „Sachsen“ das Schiff, eine Dhow, im Einsatzgebiet der Operation „Atalanta“ nach Absprache mit dem Kapitän. Zuvor hatte dieser berichtet, dass sich bewaffnete Somalier an Bord befänden und ihn bedrohten. Die der Piraterie verdächtigen Somalier wurden vom Boarding-Team in Gewahrsam genommen.

Laut EU NAVFOR – ATALANTA (European Naval Force Somalia – Operation ATALANTA) wurden an Bord mehrere Sturmgewehre des Typs AK47 sowie RPGs (Rocket Propelled Grenade) vorgefunden. Die Aktion habe verhindert, dass das Schiff als Mutterschiff für Piratenangriffe genutzt werden konnte.

Vergangene Woche endete vor dem Hamburger Landgericht nach über 100 Verhandlungstagen eine der längsten Prozesse in der deutschen Justizgeschichte mit der Verurteilung von zehn somalischen Piraten wegen Angriffs auf den Seeverkehr und erpresserischen Menschenraub zu Haftstrafen zwischen zwei und sieben Jahren. Sie hatten im April 2010 den Frachter „Taipan“ einer deutschen Reederei vor der Küste Somalias überfallen. Die Frachter-Besatzung konnte sich damals in einen Sicherheitsraum retten. Nach rund vier Stunden befreiten Kommando-Kräfte der niederländischen Marine das Schiff und die Besatzung. Die Helmkamera eines niederländischen Soldaten nahm die Aktion samt Schusswechsel auf Video auf. Im Juni 2010 wurden die Verdächtigen an die Bundesrepublik ausgeliefert.

Die Angeklagten hatten vor der Urteilsverkündung angesichts der Lage in ihrem Heimatland Somalia das Gericht um Milde gebeten. Es gibt Überlegungen, in der Nähe der von Piraterie bedrohten Regionen ein eigens dafür eingesetztes Gericht der Vereinten Nationen anzusiedeln. Allerdings wird ein solches Gericht in absehbarer Zeit seine Arbeit noch nicht aufnehmen können.

Die Bundesregierung plant, im nächsten Jahr die Gesetzesgrundlagen für die Zertifizierung privater Sicherheitsdienste an Bord von deutschen Schiffen zu legen (K-ISOM berichtete; mehr dazu in der aktuellen Ausgabe der „Kommando – ISOM“ Nr. 6/2012). Der Reedereichef Frank Leonhardt sagte gegenüber der „Financial Times Deutschland“ bereits im Juli, dass „Schusswaffen an Bord das einzige sichere Abwehrmittel“ seien. „Wer keine Sicherheitskräfte an Bord hat“, so der Reeder weiter, „hat keine Chance“.

Hier ein kritischer Hintergrundbericht samt Erwähnung eines Videos (eines gescheiterten Piratenangriffs): http://www.zeit.de/2012/38/Piraten-Soeldner-Somalia/seite-1

Das erwähnte Video: http://www.youtube.com/watch?v=_RnDa4v2VjU