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„Cobra“-Beamter tot wegen falschem Einsatzkonzept?

Das österreichische Einsatzkommando „Cobra“ (EKO „Cobra“) hat Unterstellungen zurückgewiesen, dass der misslungene Zugriff auf eine Zielperson in der vergangen Woche auf ein falsches Einsatzkonzept oder gar auf Sparmaßnahmen zurückzuführen sei.

In der vergangen Woche war eine lange geplante Verhaftung eines mutmaßlichen Wilderers missglückt, bei der zu Anfang drei Polizisten, darunter ein Angehöriger der Spezialeinheit EKO „Cobra“, ein Sanitäter und im weiteren Verlauf der Täter selbst um Leben kamen. Die in den österreichischen Medien anonym geäußerte Kritik an diesem Einsatz beklagte, dass

  • der Zugriff mit zu wenig Beamten, darunter drei „Cobra“-Beamten, geplant gewesen sei,
  • die Beamten nicht adäquat ausgerüstet gewesen seien,
  • man aus finanziellen Gründen auf den Einsatz gepanzerter Fahrzeug verzichtet habe,
  • die Polizisten den Täter nach dem ersten Schusswechsel in der Nacht aufgrund von fehlenden Nachtsichtgeräten und Gewehroptiken nicht haben verfolgen können.

Diese Kritikpunkte wies der Sprecher des EKO „Cobra“, Detlev Polay, bereits in der vergangen Woche zurück. Der Einsatz sei lange geplant und das Einsatzkonzept allen bekannt gewesen; die Ausrüstung befindet sich seiner Einschätzung nach auf dem aktuellen Stand, so Polay weiter.

Entgegen ursprünglichen Schilderungen des Geschehens hat die Polizei zuerst das Feuer auf den Wagen der Zielperson eröffnet, als dieser mit seinem Geländewagen die Straßensperre der Polizei durchbrach. Bei der Suche nach dem Flüchtenden eröffnete dieser das Feuer, der getroffene Beamte erlag später seinen Verletzungen. Ein in den Gefahrenbereich einfahrendes Rettungsfahrzeug wurde ebenfalls beschossen, der Sanitäter verstarb ebenfalls. Laut „Frankfurter Rundschau“ ist nach wie vor ungeklärt, warum der getötete „Cobra“-Beamte keine Schutzweste trug und das Rettungsfahrzeug in die Nähe des nicht gesicherten Tatortes gelassen wurde (mehr zur Kritik und dem Ablauf hier). Nach Polizeiangaben habe sich der Täter atypisch verhalten. Dem Täter gelang zudem die Flucht zu Fuß in sein Haus, wo er sich verschanzte und später umbrachte. Bei der Erstürmung des Geländes fanden die Einsatzkräfte seine brennende Leiche (Zeitungsbericht mit Videoreportage hier).

Das Einsatzkommando „Cobra“ ging u. a. aus dem 1973 gegründeten „Gendarmeriekommando Bad Vöslau“ hervor. Zum Einsatzkommando gehören ca. 450 Polizisten, die sich auf fünf Standorte und drei Außenstellen in Österreich verteilen. Durch diese Struktur ist nach offiziellen Angaben sichergestellt,dass das gesamte Bundesgebiet innerhalb von 70 Minuten von Kräften der „Cobra“ erreicht werden kann. Diese Zeitspanne stellt im internationalen Vergleich einen absoluten Spitzenwert an schneller Verfügbarkeit von Sondereinsatzkräften dar.

Den Namen „Cobra“ – die Schlange findet sich auf dem Wappen wieder – entstammt aus der Gründungszeit der Einheit in den 1970er Jahren. Einen Zeitungsbericht über die neu gegründete Spezialeinheit versah ein Journalist mit der Überschrift „Kobra, übernehmen sie“, in Anspielung auf die damals beliebte Polizeiserie (im Original „Mission Impossible“).

Seit Juni dieses Jahres sind im österreichischen Innenministerium die Spezialeinheiten unter einer einheitlichen Leitung, der Direktion für Spezialeinheiten, zusammengefasst. Neben dem EKO Cobra gehören dazu die verschiedenen Observationsdienste des Bundeskriminalamtes und des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, der für den Schutz von Luftfahrzeugen zuständige Sicherungsdienst, der Personenschutz und der Entschärfungsdienst.

Im Mai nahm die „Cobra“ einen sich im Wandschrank versteckenden und stark alkoholisierten Mann fest, der zuvor seine Stiefmutter bedrohte. Nach heftiger Gegenwehr soll der Mann, der zu 15 Monaten Haft verurteilt wurde, den Beamten gesagt haben, dass er die „Cobra“-Einheit nur testen wollte. 

 

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