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Afrika: „Westgate“-Terroristen möglicherweise entkommen – US-Militärberater wieder in Somalia

Die Terroristen, die am 21. September 2013 in der kenianischen Hauptstadt Nairobi ein beliebtes Einkaufszentrum angegriffen und dabei 76 Personen im Alter zwischen acht und 78 Jahren getötet haben, sind möglicherweise entkommen (K-ISOM meldete den Angriff hier). Verletzt wurden bei diesem Anschlag über 200 Menschen.

Eine Analyse des Terrorangriffes der New Yorker Polizeibehörde vom November 2013 geht nach einer Untersuchung und Rekonstruktion der mehrtägigen Bedrohungslage davon aus, dass vier Kämpfer der somalischen Al-Shabaab-Milizen den Überfall begingen. Es ist unklar, so die Einschätzung der Analyse, ob die Terroristen im Einkaufszentrum getötet worden sind oder vorher entkamen (vollständiger Bericht mit Bildern und einer Chronologie der Ereignisse hier). Die Ungewissheit ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass in der unübersichtlichen und wenig koordinierten Lage nach dem Beginn des Angriffs die kenianischen Sicherheitskräfte das Areal nicht vollständig umstellten.

Bei der tagelang andauernden Durchsuchung und Sicherung des Gebäudes kam es auch zu einem Einsturz eines Teils des Einkaufszentrums (Videobericht hier zeigt das Ausmaß der Zerstörung). Das Ziel der somalischen Terroristen war wohl, in einem möglichst kurzen Zeitraum so viele Nicht-Muslime wie möglich zu töten. Während des Angriffs, bei dem sie ihre Sturmgewehre auf Einzelfeuer stellten, koordinierten sie sich untereinander mit ihren Mobiltelefonen.

Der Untersuchungsbericht der kenianischen Streitkräfte (KDF, Kenya Defence Forces) hingegen besagt, dass die vier Terroristen getötet wurden. Vorher hätten sie sich geweigert zu verhandeln. Dies berichtet die kenianische Zeitung „The Star“. Laut des vertraulichen Berichts hätten die kenianischen Spezialeinsatzkräfte danach auch panzerbrechende Waffen im Einkaufszentrum eingesetzt.

Um die somalischen Sicherheitskräfte und die Soldaten der Afrikanischen Union in Somalia im Kampf gegen die islamistischen Al-Shabaab-Milizen zu beraten, haben die Vereinigten Staaten seit Oktober 2013 heimlich zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder Soldaten in Somalia stationiert. Ein Sprecher des Afrika-Kommandos der US-Streitkräfte (AFRICOM, African Command) bestätigte die Stationierung. Wo genau die Militärberater stationiert sind bzw. um wie viele es sich handelt, wurde von offizieller Seite allerdings nicht mitgeteilt. Die Zeitung „The Washington Post“ nennt eine Zahl von weniger als zwei Dutzend US-Soldaten.

Im Kampf gegen weltweit operierende radikalislamistische Gruppierungen gerät der afrikanische Kontinent mit seinen instabilen Staaten immer mehr in den Fokus westlicher Streitkräfte. Bei zwei Operationen westlicher Spezialkräfte in Somalia (K-ISOM-Meldungen hier und hier) gab es im Jahr 2013 Verluste bzw. die Mission musste abgebrochen werden.

Die US-Truppen zogen sich vor 20 Jahren nach einer verlustreichen Operation aus dem Land zurück. Bis heute gedenken die US-Spezialkräfte der verlustreichen Schlacht von Mogadischu. In Erinnerung an die Ereignisse von damals entstand das geflügelte Wort von der „Mogadishu Mile“ (oder „Mog Mile“). Bei der Evakuierung damals war in den gepanzerten Fahrzeugen nicht genug Platz für die US Rangers und die „Delta“-Soldaten, so dass sie nahezu ungeschützt und zu Fuß zum Sammelpunkt rennen mussten (K-ISOM Meldung zum Jahrestag der Schlacht hier).

Die europäische Trainingsmission für Somalia (European Training Mission for Somalia/EUTM SOM), wird ohne die Beteiligung von Bundeswehr-Soldaten in Somalia fortgeführt werden. Die Ausbildungsmission hat das Ziel, die somalische Regierung und ihre Sicherheitskräfte so auszubilden, dass sie selbst für Sicherheit und Ordnung in ihrem Land sorgen können. Die Ausbildung fand bisher in Uganda statt. Wegen Sicherheitsbedenken der Bundesregierung entschied man sich, die Bundeswehr-Soldaten nicht nach Somalia selbst zu schicken, berichtete „Spiegel Online“. Aus Sicht der Bundeswehr werden zukünftig die Krisen in Afrika zu einer Herausforderung für die Bundeswehr.

(Mehr zur Bedeutung Afrikas und des Kampfes gegen den Dschihadismus findet sich in der aktuellen Ausgabe der K-ISOM 1/2014)