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US Special Forces: Infiltrationsübung für Korea, Close Quarter Drill für Afghanistan und eine Rucksack-Atombombe für Mitteleuropa

Das US-Verteidigungsministerium plant, den Umfang der US-Streitkräfte drastisch zu reduzieren. Alle vier Teilstreitkräfte der USA werden nach den Plänen des US-Verteidigungsministers Hagel schrumpfen. Das Heer wird demnach auf einen Umfang mit rund 440.000 Soldaten reduziert, den es zuletzt kurz vor dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg aufwies (Hintergrundberichte dazu hier und hier). Das Marinekorps soll von 190.000 auf 182.000 Soldaten verkleinert werden. Ausgenommen von den Einschnitten sind die Spezialeinsatzkräfte der verschiedenen Waffengattungen. Sie sollen von derzeit 65.000 auf 69.000 Soldaten aufgestockt werden.

Die geplanten Kürzungen verdeutlichen den veränderten Fokus der US-Streitkräfte, weg von langwierigen und teuren Stabilisierungsoperationen in Staaten hin auf temporäre Operationen von Spezialeinsatzkräften.

Die zentrale Bedeutung der gesamten US-Spezialeinsatzkräfte für verschiedene derzeitige und in der Zukunft mögliche Kriegsschauplätze zeigt sich nicht nur anhand der Haushaltsausgaben der USA, sondern auch am Übungsgeschehen der US Special Forces („Green Berets“), den Spezialeinsatzkräften für die unkonventionelle Kriegsführung (K-ISOM Meldung dazu).

Bereits im April 2013 fand eine gemeinsame Übung von zwei Teams der US Special Forces zusammen mit den Spezialeinsatzkräften Südkoreas statt. ODA 1336 und ODA 1333 (ODA, Operational Detachment Alpha, besser bekannt als ‚A-Team‘) der US Special Forces nahmen mit je 12 Mann an der Infiltrationsübung teil. Dies berichtete die Januar-Ausgabe der Zeitschrift „Special Warfare“. Die US Special Forces simulierten bei der Übung mit dem Namen „Balance Knife 13-1“ zusammen mit südkoreanischen Spezialeinsatzkräften der 7. und 11. Special Forces-Brigaden Infiltrations-Anfangsoperationen auf der koreanischen Halbinsel.

Hauptzweck dieser Übung war das Einsickern nach Nordkorea im Rahmen einer strategischen Hauptoperation auf der koreanischen Halbinsel. Damit, so führte der Beitrag in der Zeitschrift weiter aus, führten die „Green Berets“ die eigentlichen Aufgaben ihm Rahmen unkonventioneller Kriegsführung aus, die sie in den letzten Jahren bei den Operation in Irak, Afghanistan und auf den Philippinen vernachlässigt haben: risikoreiche autarke Operationen im Feindesland ohne Unterstützung durch weitere Truppen mit dem Ziel, Aufständische gegen die Regierung aufzubauen.

Bemerkenswert an dem Beitrag war, dass die Autoren darauf hinwiesen, dass viele südkoreanische Soldaten noch verwandtschaftliche Beziehungen in den abgeschotteten Norden besitzen, die man im Kriegsfalle für solche Operationen und als Grundlage für eine Widerstandsbewegung nutzen könnte.

Nach Einschätzungen Südkoreas verfügt das feindliche Nordkorea über rund 200.000 Spezialeinsatzkräfte bzw. -verbände. Neben rund 60.000 Spezialkräften soll es weitere 140.000 Soldaten geben, die man als leichten Infanterieeinheiten klassifizieren kann. Deren gemeinsame Aufgabe ist es vermutlich, im Kriegsfalle verdeckt nach Südkorea zu infiltrieren, um dort kriegswichtige Anlagen anzugreifen. Diese Einheiten lassen sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit aufgrund der Ausrüstungs- und Ausbildungsstandards nicht mit westlichen Spezialeinsatzkräften vergleichen.

Am Montag haben zudem die lange geplanten jährlichen Manöver der US-Streitkräfte und der Streitkräfte Südkoreas begonnen. Die Frühjahrsmanöver „Key Resolve“ und „Foal Eagle“, die als Stabsrahmenübung bzw. als Feldübung mehr als 10.000 Soldaten aufbieten, sind für das nordkoreanische Regime wiederkehrende „Provokationen“. Beide Seiten stehen sich auf der Halbinsel hochgerüstet gegenüber (ein Streitkräftevergleich findet sich hier) gegenüber.

In der Vergangenheit gab es immer wieder Spannungen zwischen den USA und ihren asiatischen Widersachern (K-ISOM berichtete hier, hier und hier). Nach Angaben des ehemaligen US-Verteidigungsministers Gates hielten die USA Südkorea 2010 von einem militärischen Vergeltungsangriff auf Nordkorea ab, nachdem es eine südkoreanische Insel mit Artilleriefeuer angriff.

2 Soldaten der US Special Forces der  Combined Joint Special Operations Task Force-Afghanistan beim Sichern eines Raumes während einer Übung für das Close Quarter Battle in der Provinz Kabul am 23. Januar 2014. (U.S. Army photo by Spc. Connor Mendez/Released). Bildlizenz.

2 Soldaten der US Special Forces der
Combined Joint Special Operations Task Force-Afghanistan beim Sichern eines Raumes während einer Übung für das Close Quarter Battle in der Provinz Kabul am 23. Januar 2014. (U.S. Army photo by Spc. Connor Mendez/Released). Bildlizenz.

Im afghanischen Operationsgebiet sind die US Special Forces im Rahmen der Combined Joint Special Operations Task Force-Afghanistan eingesetzt und vollziehen dort weniger die klassischen Aufgaben der unkonventionellen Kriegsführung, sondern agieren als Spezialkräfte bei Zugriffsoperationen. Zu diesem Zweck trainieren sie für diesen Aufgabenbereich ständig ihre Fähigkeiten im Nah-, Orts- und Häuserkampf (s. Bilder).

Im Kalten Krieg zwischen den Supermächten UdSSR und USA hatten Soldaten der US Special Forces – neben anderen Einheiten – die Aufgabe, im Falle eines Krieges hinter den feindlichen Linien abzuspringen und strategische Ziele zu zerstören: mit einer tragbaren, taktischen Nuklearwaffe für das Gefechtsfeld im Rucksack, der sogenannten „backpack nuke“.

Den Kriegsplanungen zufolge kämen die „A-Teams“ mit der Nuklearwaffe, der Special Atomic Demolition Munition (SADM),  auf dem Rücken  in dem von der Ostblockstreitkräften eingenommenen Gebiet – also der damaligen Bundesrepublik – und in den Ostblockstaaten selbst zum Einsatz, um durch den taktischen Einsatz von Nuklearwaffen die konventionelle Überlegenheit des Warschauer Paktes auszugleichen und ein weiteres Vordringen nach Westeuropa aufzuhalten (hier die ausführliche Reportage mit Bildmaterial).

US Special Forces-Soldaten bereiten sich darauf vor, einen Raum zu stürmen und zu sichern. Die Close Quarter-Übung fand am 23. Januar 2014 in einem sogenannten „shoot house“ in der Provinz Kabul statt. (U.S. Army photo by Spc. Connor Mendez/Released) Bildlizenz.

US Special Forces-Soldaten bereiten sich darauf vor, einen Raum zu stürmen und zu sichern. Die Close Quarter-Übung fand am 23. Januar 2014 in einem sogenannten „shoot house“ in der Provinz Kabul statt. (U.S. Army photo by Spc. Connor Mendez/Released) Bildlizenz.

Derzeit unterstehen dem US Army Special Forces Command (Airborne) fünf Special Forces Groups (1st, 3rd, 5th, 7th, 10th). Hinzu kommen die 19th und 20th Special Forces Groups der Nationalgarde. Die fünf Gruppen sind auf bestimmte Kontinente bzw. Einsatzgebiete spezialisiert, so ist die 1. Gruppe auf Asien, die 3. auf Afrika, die 5. auf Südwest und Zentralasien, die 7. auf Südamerika und die 10. auf Europa spezialisiert. Aufgrund dieser Fokussierung sind die US Special Forces die einzige Einheit der US-Streitkräfte, die verpflichtend sind, die jeweiligen Regional- bzw. Landessprachen zu erlernen. Aufgrund des hohen Bedarfs an Spezialeinsatzkräften in den letzten Jahren konnte man allerdings diese idealtypische Einteilung in geografisch getrennte Einsatzgebiete nicht mehr durchhalten. So wurden auch Operators ohne tiefgreifende Sprachkenntnisse sowie regionenübergreifend bei Operationen eigesetzt.

Weiterführende Informationen:

  • Hintergrundbericht über einen Flüchtling aus Nordkoreas Lager hier