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Frankreichs Spezialeinsatzkräfte: Vorhut des „Gendarmen“, COS als neue Vergeltungs- und Abschreckungswaffe – Videos

Französische Spezialeinheiten haben im Rahmen verschiedener Militärinterventionen und Anti-Terroreinsätze nicht nur ihre taktischen Operationsziele erfüllt. Sie übernehmen immer mehr strategische Aufgaben. Dies zeigt sich insbesondere bei Frankreichs Afrika-Politik, wo die ehemalige Kolonialmacht noch immer als Ordnungs- und Schutzmacht im Kampf gegen

Franz. Spezialeinsatzkräfte unterstützen die lokalen Kräfte bei der Lösung der Geisellage in Bamako, im November 2015. Bild: Armée française /Facebook

Franz. Spezialeinsatzkräfte unterstützen die lokalen Kräfte bei der Lösung der Geisellage in Bamako, im November 2015. Bild: Armée française /Facebook

Terroristen und für die eigenen Nationalinteressen (s. Karte) auftritt. Kritiker bezeichnen dies als „Gendarm“-Politik.
Französische Spezialeinheiten operieren in einem unterschiedlichen Ausmaß in Mali, Afghanistan, Somalia (K-ISOM berichtete hier über das fehlgeschlagene Unternehmen), Niger und am östlichen Horn von Afrika, in Dschibuti. Dort besteht seit Herbst 2014 ein nicht näher beschriebenes Element des Führungskommandos für Spezialeinsatzkräfte (COS).
Mit den vorgeschobenen Führungs- bzw. Hauptquartierelementen möchten die französischen Streitkräfte ihre Reaktionsschnelligkeit in den relevanten Krisen- und Konfliktgebieten erhöhen. Da mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Teileinheiten unter dem Kommando von COS in Mali, Mauretanien und Burkina Faso stationiert sind, können die Einsatzkräfte im Bedarfsfall fast jedes Ziel im nördlichen Afrika in wenigen Stunden erreichen.
Als Mitte Januar Terroristen der Al Qaida im Islamischen Maghreb (AQIM) Ziele in Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos, angriffen waren Medienberichten zufolge auch vor Ort stationierte Spezialeinsatzkräfte Frankreichs im Einsatz, wie das folgende Video zeigt.

Mali: „Neutralisierung von Terroristen“

In der Nacht vom 19. auf den 20. Dezember letzten Jahres führten französische Streitkräfte in der Region Ménaka im Norden Malis eine Operation durch, bei der einige Mitglieder der Terrorgruppe „Al Mourabitoun“ getötet wurden. Nach Angaben des französischen Verteidigungsministeriums ist die Gruppe für zahlreiche Angriffe gegen Zivilisten und Sicherheitsbehörden in Mali und Nigeria verantwortlich. Zehn Terroristen wurden nach offiziellen Angaben während der vier Stunden dauerenden Kämpfen „neutralisiert“. Zwar gibt es keine offiziellen Hinweise auf eine Teilnahme von französischen Spezialeinsatzkräften. Dafür, dass es sich um eine Spezialoperation handelte, spricht die Tatsache, dass französische Spezialkräfte bereits bei einer vergleichbaren Operation am 18./19. Mai in Mali mehrere Dschihadisten töteten. Frankreich intervenierte 2013 in Mali und operiert mit Spezialkräften im nördlichen Afrika, wie K-ISOM hier und hier berichtete.

Ein Scharfschütze während einer Übung an Bord eines Hubschrauberes des Typs «Gazelle » Bild : Armée de Terre/Facebook

Ein Scharfschütze während einer Übung an Bord eines Hubschrauberes des Typs «Gazelle » Bild : Armée de Terre/Facebook

La nouvelle „Force de Frappe“

Dank neuer Technologien und Ausrüstungen sind die Spezialkräfte im Allgemeinen wesentlicher Bestandteil der modernen Kriegsführung geworden. In Frankreich erkennt man die Bedeutungssteigerung der Spezialeinsatzkräfte nicht nur anhand der vielen bekannten und vermeintlichen Einsätze in Afghanistan, in Somalia und in den Staaten Nordafrikas. Vielmehr betrachten einige die Spezialeinheiten als die neue (nouvelle) „Force de Frappe“. Im Französischen bedeutet dieser Begriff „Schlagkraft“. Eigentlich ist es die Bezeichnung für die strategischen Nukleareinheiten Frankreichs. Sie sind bis heute Zeichen des Großmachtstatus‘ und der militärpolitischen Abschreckungsfähigkeit.
Die folgenden Videoreportagen des französischen Verteidigungsministeriums zeigen mit historischen Aufnahmen französischer Einheiten und unterstreichen die aktuelle, strategische Bedeutung der Kräfte.


Wie bei anderen Spezialeinheiten auch legen die Verantwortlichen besonderen Wert auf geheime bzw. verdeckte Operationen, wie die Bilder und Interviewten im folgenden Bericht zeigen. So sagte beispielsweise Frankreichs Außenminister Fabius vergangenen November, dass auch Frankreich Spezialeinsatzkräfte auf den Kriegsschauplatz nach Syrien entsenden könne, eine solche Entscheidung aber nicht publik machen werde.

Im Unterschied zu anderen Truppengattungen werden die Spezialeinsatzkräfte nicht nur materiell besser ausgestattet, sondern sie werden auch personell aufgestockt. Im September stellte man eine neue Spezialeinheit der Marine auf, über die K-ISOM in dieser Meldung kurz berichtete. Die Gesamtstärke der COS-Angehörigen beträgt eine Soll-Stärke von 3.196; die Ist-Stärke lag im Mai 2014 bei 3.019 (plus 400 Reservisten). Bereits damals existierten Pläne, die Kräfte um mehrere Hundert Soldaten zu verstärken.

COS-Spezialkräfte trainieren Geiselbefreiungen – Zufall in Mali

Im folgenden Video der französischen Streitkräfte werden die Spezialkräfte des CTLO-Teams (CTLO = contre terrorisme libération d’otages – Anti-Terror/Geiselfreiung) des 1er RPIMa bei einer Übung vorgestellt.

Tier 1-Spezialkräfte bei Übung:

Rekrutierungsvideo des 1er RPIMa:

Kräfte des 1er RPIMa werden im folgenden offiziellen Video bei Übungen, bei der Einsatzvorbereitung und dem Übungseinsatz gezeigt. Von Interesse sind beispielsweise Einblicke in die Ausrüstungsgegenstände, darunter auch kleine Drohnen, oder die erkennungsdienstliche Behandlung der „eliminierten Terroristen“ nach dem Zugriff.

Dass bei einer Spezialoperation nicht immer alles wie vorher geplant abläuft zeigte sich bei einer Operation im vergangenen Jahr. Allerdings wurden die Spezialkräfte Frankreichs positiv überrascht. Bei einer Spezialoperation im Norden Malis befreiten französische Spezialeinheiten im April 2015 den im November 2011 entführten Niederländern Sjaak Rijke. Die Spezialkräfte wussten nichts von der Anwesenheit des Mannes. Die folgenden zwei Nachrichtenreportagen berichten über den Einsatz und die Umstände.

Reportage 1 (deutsch):

Reportage 2 (französisch):

Bei einer Publikumsvorführung im letzten Jahr zeigten französische Spezialeinsatzkräfte ihr Können bei einer Geiselbefreiungsübung mit Luft-, Wasser- und Landeinheiten, wie das folgende Video zeigt.

Brigade des Forces Spéciales Terre (BFST)

Die Spezialeinsatzkräfte des Heeres sind in Frankreich in der Brigade für Spezialeinsatzkräfte zusammengefasst. Zu dieser „Brigade des Forces Spéciales Terre (BFST)“ gehören neben den Spezialkräften des 1er RPIMa weitere Einheiten. Das folgende Werbevideo der Streitkräfte Frankreichs stellt sie mit beeindruckenden Aufnahmen vor.

Die Piloten des 4. Hubschrauber-Regiments der Spezialeinsatzkräfte (4e régiment d’hélicoptères des forces spéciales – 4e RHFS) unterstützen mit ihren Hubschraubern die Spezialeinheiten. Das Video stellt einige Piloten vor und zeigt verschiedene Einsatzmittel bei verschiedenen Einsatzmöglichkeiten.

Nahaufnahmen von Menschen und Maschinen:

Das 1997 aufgestellte 4. RHFS gehört zum französischem Heer, genauer zur: „Brigade des Forces Spéciales Terre (BFST)“. Operationell geführt wird es von dem Führungskommando für Spezialoperationen COS (Commandement les opérations spéciales). Der Hauptauftrag des Hubschrauber-Regiments besteht in der Verbringung von Spezialkräften bei Tag und Nacht sowie der Luftnahunterstützung. Eine sehenswerte Fotostrecke findet sich hier.

Für die Aufklärung ist das 13e Régiment de Dragons Parachutistes zuständig, über das K-ISOM hier und hier berichtete. Die folgenden Videos zeigen kurz Eindrücke der Ausbildung und des Tätigkeitsspektrums.

13. RDP:

Rekrutierungsvideo über die Bedeutung der Aufklärung bei Spezialeinsätzen:

Über die Führungs-bzw. Fernmeldekompanie der Brigade berichtete K-ISOM bereits an dieser Stelle.

Ergänzende Links:
Video-Reportage über Commandos Parachutistes de l’Air (CPA 30) und den Überflug über Paris am Nationalfeiertag
– Video-Reportage über den Tag der offenen Tür an der Kommandoschule der französischen Streitkräfte (Centre National d’Entraînement Commando – CNEC), die pro Jahr rund 3.000 Teilnehmer schult.

[ej]