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Korea-Krise: Einsatz von Nuklearwaffen?

Nach Ansicht des chinesischen Generals Peng Guangqian nimmt die Volksrepublik China die Möglichkeit eines Krieges auf der koreanischen Halbinsel zwischen dem kommunistischen Nordkorea auf der einen Seite und dem demokratischen Südkorea sowie den Streitkräften der USA auf der anderen Seite sehr ernst. Die beiden Seiten stünden nach Ansichten Chinas am Rande eines Krieges. Dies berichtete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.

Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel haben seit Februar dieses Jahres wieder zugenommen. Seit einem weiteren Atomtest hat das kommunistische Regime in Nordkorea seinen Konfrontationskurs gegenüber Südkorea und den USA verschärft. Das Regime drohte den Vereinigten Staaten, dessen Truppen sich im März mit denen Südkoreas in den geplanten und angekündigten Übungen „Foal Eagle“ und „Key Resolve“ befanden, mit einem nuklearen Erstschlag.

Letzte Woche legte Nordkorea mehreren Staaten die Ausreise ihres Botschaftspersonals aus der Hauptstadt Pjöngjang nahe. Das Land sehe sich nach dem 10. April nicht in der Lage, das Botschaftspersonal im Falle eines Konfliktes zu schützen, hieß es in einer Mitteilung. Am Dienstag gab es zudem Warnungen aus Nordkorea, dass sich die Ausländer in Südkorea aus Sicherheitsgründen auf ihre Ausreise vorbereiten sollten, damit sie im Fall einer bewaffneten Auseinandersetzung sicher seien.

Die genauen Motive hinter diesen Drohungen und weiteren Aktionen sind unklar. Auf der einen Seite vermutet man, dass der innenpolitisch relativ unerfahrene Machthaber Kim Jong-Un, der seinem Vater und Urgroßvater in dynastischer Weise an der Spitze des Staates folgte, mit diesem außenpolitischen Konfrontationskurs seine Machtbasis im Inneren stabilisieren möchte. Dadurch wäre er in der Lage, sich ein System von Verbündeten innerhalb des Regimes selbst aufzubauen, so ein Experte gegenüber dem „Handelsblatt“. Auf der anderen Seite ist es durchaus realistisch anzunehmen, dass er gegenüber den USA seine Verhandlungsposition stärken möchte. Das Ziel Nordkoreas ist ein Friedensvertrag mit Südkorea sowie die Stabilisierung des Staates durch Hilfslieferungen und die Aufhebung der UN-Sanktionen.

Der Kommandeur der US-Truppen in Südkorea, General James Thurman, hat eine geplante Reise nach Washington D.C. wegen der aktuellen Spannungen verschoben. Nordkorea hat den Kriegszustand verkündet. Bereits Anfang März kündigte Nordkorea das Nichtangriffsabkommen mit Südkorea und teilte mit, seine Streitkräfte befänden sich auf „einer Stufe des totalen Krieges“. Zudem stünden Atomwaffen einsatzbereit. Die USA reagierten mit Übungsflügen des strategischen Langstrecken-Bombers B-2 nach Südkorea.

Angesichts der Kriegsrhetorik des kommunistischen Staates und der bisher ausgebliebenen umfassenden Mobilisierung der konventionellen Streitkräfte ist die konkrete Gefährdungslage nach wie vor unklar. Lediglich nordkoreanische strategische Raketen und die Artillerie seien gefechtsklar gemacht worden, meint das südkoreanische Verteidigungsministerium. Südkorea hat Nordkorea für den Fall einer Provokation mit sofortiger Vergeltung gedroht; im Falle eines Angriffs werde Südkorea die Nuklearanlagen und die Raketenstellungen angreifen.

Während die Streitkräfte Südkoreas und die Einheiten der USA in Südkorea als reaktionsfähig und projektionsfähig gelten, sind exakte und belastbare Angaben über die Streitkräftefähigkeiten Nordkoreas kaum möglich. Nach Einschätzung der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom 11. März 2013 stehen den 2.400 südkoreanischen Panzern, 460 Kampfflugzeugen und 640.000 Soldaten schätzungsweise 4.200 veraltete Panzer, 820 Kampfflugzeuge und 1,2 Mio. Soldaten im Norden gegenüber. Die Qualität der Ausrüstung und Ausbildung gilt allerdings als veraltet; Doktrin und Ausrüstung orientieren sich an den sowjetischen Streitkräften des Kalten Krieges.

Rund 24.000 US-Soldaten sind zudem in Südkorea stationiert. Die Nuklear- und Raketentechnologie gilt als größtes Bedrohungspotenzial für Südkorea, den US-Stützpunkt Guam und für Japan. Japan bereitet sich ebenfalls auf mögliche Raketenangriffe vor.

Nach Aussagen von US-General Thurman aus dem vergangenen Oktober unterhält Nordkorea die viertgrößten Streitkräfte der Welt und verfügt zudem über umfangreiche asymmetrische Kapazitäten. Seinen Angaben zufolge verfügt der Norden über 1.700 Flugzeuge bzw. Hubschrauber. Mehr als 70 Prozent der Kampfkraft seien innerhalb von 90 Meilen an der Demilitarisierten Zone stationiert, so Thurman weiter.

Verschiedene Szenarien eines bewaffneten Konfliktes auf der koreanischen Halbinsel sind derzeit denkbar:

1.       Ein begrenzter Artillerieangriff des Nordens auf einzelne kleine Ziele (wie in der Vergangenheit) oder auf den grenznahen Ballungsraum der südkoreanischen Hauptstadt Seoul.

2.       Ein Nuklearangriff des Nordens wäre unwahrscheinlich, wenngleich man davon ausgeht, dass das Land einen Sprengkopf besitzen könnte. Experteneinschätzungen zufolge ist es zweifelhaft, ob die strategischen Raketen einsatzbereit sind bzw. mit einem einsatzfähigen und verlässlichen Nuklearsprengkopf ausgestattet werden könnten.

3.       Realistisch scheint in der angespannten Situation mit gegenseitigen Drohungen und Versuchen der Abschreckung ein Krieg aus Versehen bzw. aufgrund von Fehlkalkulationen, dessen Eskalationsdynamik sich nur schwer kontrollieren ließe.

4.       Ein möglicher Präventivschlag Südkoreas und der USA wäre wahrscheinlich begrenzt auf die Luftkriegsführung.

Nordkorea verfügt neben seinen konventionellen Streitkräften ebenfalls über Spezialeinsatzkräfte. Deren Umfang soll nach Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums rund 200.000 Soldaten in unterschiedlichsten Spezialeinheiten betragen, von denen rund ein Viertel offensiv in der Nähe der entmilitarisierten Zone stationiert sein soll. Aufgrund dieser ungewöhnlich hohen Zahl ist allerdings davon auszugehen, dass es sich nicht um effektive, kleine, hoch spezialisierte Einheiten handelt, sondern eher um bevorzugte bzw. besser als der Durchschnitt ausgerüstete Großverbände (wie z.B. Luftlandetruppen).

Im vergangenen Jahr dementierten die US-Streitkräfte Pressemeldungen, wonach südkoreanische und amerikanische Spezialkräfte mit dem Fallschirm in Nordkorea abgesprungen seien, um dort Spezialaufklärungsmissionen durchzuführen. Angeblich sollten die Missionen Erkenntnisse über die unterirdischen Bunkeranlagen im Norden bringen.

Die Spezialeinsatzkräfte der USA in Südkorea unterstehen dem Special Operations Commando Korea (SOCKOR). Dabei handelt es sich um das einzige Regionalkommando, in dem die US-Spezialeinsatzkräfte und die Spezialeinsatzkräfte eines befreundeten bzw. verbündeten Landes, in dem diese US-Kräfte stationiert sind (Host Nation), institutionell für gemeinsame Operationen zusammengeführt wurden.

  

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