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Aus Übung wird plötzlich Ernst: Anti-Terror-Großübung im Rhein-Main-Gebiet mit GSG 9

Bei einer länderübergreifenden Großübung am vergangenen Dienstag waren in Frankfurt am Main, Mainz und im Saarland insgesamt 500 Polizisten im Einsatz. Das Übungsszenario bestand aus einem Sprengstoffanschlag auf dem Mainzer Bahnhof.

Gemäß des Übungsablaufes wurden fünf Verdächtige identifiziert: drei von ihnen setzten sich in Richtung der französischen Grenze ab, zwei vermutete man auf dem Weg nach Frankfurt am Main. Ein mit mehreren Dutzend Statisten besetzter Personenzug, in dem man ebenfalls einen Sprengsatz vermutete, wurde daraufhin evakuiert. (s. Videobericht hier). Nachdem man die Verdächtigen identifizierte, stellten Beamte der GSG 9 diese in einem Teil des Hauptbahnhofes samt fingierten Schusswechsel, womit die Übung beendet war (mehr Hintergründe hier, hier und hier).

Der Zweck der Übung bestand nach Angaben der Polizei darin, die internen Abläufe der verschiedenen Polizeikräfte zu testen, um im Fall eines wirklichen Anschlages darauf vorbereitet zu sein. Dass ein solches Szenario in Deutschland nicht unwahrscheinlich ist, zeigt der fehlgeschlagene Terroranschlag auf den Zugverkehr im Juli 2006. Damals deponierten zwei Libanesen Kofferbomben in zwei Regionalzügen, die nur aufgrund handwerklicher Fehler nicht detonierten.

Zu einer schlagartigen Lageänderung bei der Übung kam es allerdings, als im Mainzer Hauptbahnhof die übungsmäßig eingesetzten Sprengstoff-Spürhunde bei mehreren nicht vorher präparierten Schließfächern anschlugen (Video-Bericht hier). In den aufgebrochenen Fächern fanden die Beamten nur ein Gepäckstück, das sie vorsorglich mit einem Hochdruck-Wasserstrahler öffneten. Es erwies sich jedoch als harmlos.

Die meisten von der Großübung betroffenen Reisenden an den Bahnhöfen in Frankfurt und Mainz zeigten Verständnis für die zeitweiligen Absperrungen. Dass Betroffene bei einer Übung nicht immer Verständnis für die Übungs- und Einsatznotwendigkeiten der Polizei, insbesondere der Spezialeinheit GSG 9, haben, zeigte sich erst im Februar dieses Jahres. Die Übung der GSG 9 in einem abrissreifen Gebäude in Ratingen wurde lediglich der örtlichen Polizei, nicht aber der Kommunalverwaltung und den Bürgern mitgeteilt. Der zuständige Bürgermeister zeigte dann auch wenig Verständnis, berichtete die „Rheinische Post“.

Die GSG 9 trainiert immer wieder in verschiedenen dafür geeigneten Häusern. Der Zweck solcher Übungen besteht darin, dass sich die Einsatzkräfte realitätsnah, ohne über das Wo und Wann einer Übung, auf das jeweilige Gebäude und die Übungslage einstellen sollen. Eine Informierung der Öffentlichkeit ist daher aus übungstaktischen Gründen nicht immer möglich.


Ergänzende Links:

Ablauf einer Übung einer Flugzeugentführung auf dem Flughafen Hannover hier, mit Bilderstrecke hier