Die zweite amerikanisch-jemenitische Geiselbefreiungsoperation im Jemen innerhalb weniger Tage führte zum Tod von zwei Geiseln und mehreren Terroristen. Bei dieser Rettungsaktion kamen Luke Somers und der Südafrikaner Pierre Korkie ums Leben.
Bereits am 25. November konnten US Navy SEALs der Anti-Terror-Einheit SEAL-Team 6 bzw. DEVGRU bei einer ersten Bodenoperation zusammen mit jemenitischen Anti-Terror-Kräften Geiselnehmer töten und mehrere Geiseln aus den Händen der Al Qaida befreien. Allerdings wurden einige westliche Geiseln kurz zuvor an einen unbekannten Ort verschleppt. Nach der ersten Operation gegen die Geiselnehmer, drohte man den verbliebenen Geiseln mit dem Tod. K-ISOM berichtete darüber in dieser Meldung.
Überraschungsmoment 100 Meter von den Geiseln entfernt verloren
Die Todesdrohung gegen die verbliebenen Geiseln, darunter der US-amerikanische Fotojournalist Luke Somers, waren angesichts der vielen getöteten westlichen Geiseln im Irak und Syrien das ausschlaggebende Moment für einen erneuten Einsatz gegen die radikalislamischen Terroristen. Aufgrund dieser unmittelbaren Lebensgefahr hat Präsident Obama die Mission angeordnet, berichtet die „NZZ“.
In der Nacht von Freitag auf Samstag landeten rund 40 US Special Operators des SEAL-Teams 6 und jemenitische Anti-Terror-Kräfte in der Nähe eines verlassenen Dorfes im südlichen Jemen, berichtet u.a. die „New York Times“.
Die Operation sei kurzfristig, aber sorgfältig geplant worden, heißt es in einer offiziellen Erklärung des US-Verteidigungsministeriums vom 6. Dezember. Die Operation dauerte rund 30 Minuten, darunter war ein Anteil von 10 „intensiven“ Minuten, sprich der Annäherung an das Operationsziel und Gefechte.
Nach der luftgestützten Anlandung mit CV-22 Ospreys (mehr zu diesem Fluggerät in dieser K-ISOM-Meldung) näherten sich die Operators im Schutz der Dunkelheit zu Fuß bis auf rund 100 Meter an die Häuser und Stellungen der Al Qaida-Kämpfer an. Aus noch ungeklärter Ursache wurde die Annäherung entdeckt und sie gerieten unter Beschuss. „Sie verloren das Element der Überraschung“, wird ein Offizieller zitiert.
Wenig plausibel erscheint angesichts des elementaren Überraschungsmomentes bei Geiselbefreiungsaktionen die Information aus dem Bericht der „NZZ“, dass es vor dem Angriff des Einsatzteams auf dem Boden bereits Luftangriffe auf die Terroristen gegeben habe, bei dem neun Kämpfer getötet worden sein sollen.
Exekution der Geiseln, kein Tod im Kreuzfeuer
Kurz nach den ersten Schusswechseln gingen offiziellen Angaben zufolge Al Qaida-Kämpfer in das Geiselversteck und eröffneten das Feuer auf sie. Schnell konnten die SEALs die Gegenwehr überwinden, so die Erklärung des Pentagon, und erreichten die schwer verwundeten, aber noch lebenden Geiseln.
Die Geiseln seien von Al Qaida-Angehörigen exekutiert worden, sagt ein Offizieller laut der Pentagon-Pressemitteilung. Dass es sich um Kreuzfeuer gehandelt haben könnte, schloss die Militärführung aus. Die Wahrscheinlichkeit läge bei “null”. Die über dem Zielgebiet fliegenden Drohnen konnten mit Hilfe von nachtsichtfähigen Kameras erkennen, dass kurz nach den ersten Schüssen ein Bewaffneter das Geiselversteck aufsuchte, berichtet die „Washington Post“.
Trotz einer ersten Notfallversorgung vor Ort und an Bord eines „Osprey“ verstarben die Geiseln. Korkie verstarb während des Transportes zu einem vor der Küste liegenden amphibischen Angriffsschiffes der US-Marine, der USS Makin Island. Somers verstarb auf dem Operationstisch Bord des Schiffes. Die Tragödie der gescheiterten Geiselbefreiung vergrößert sich durch den Umstand, dass die südafrikanische Geisel nach Angaben der Hilfsorganisation, für die er tätig war, am Samstag freigelassen werden sollte.
Laut Pentagon soll es sechs tote Al Qaida-Terroristen gegeben haben. Das jemenitische Verteidigungsministerium zählte zehn, berichtet „Spiegel-Online“. Das amerikanisch-jemenitische Rettungsteam verzeichnete keinerlei Verluste. [ej]