Eine Spezialeinheit der Streitkräfte des westafrikanischen Staates Kamerun hat eine deutsche Geisel befreien können. Der deutsche Eberhard Nitsch ist Leiter eines Berufsbildungszentrums im Nachbarland Nigeria. Dort wurde er vor sechs Monaten von der radikalislamischen Terrorgruppe Boko Haram entführt.
Kameruns Präsident Paul Biya teilte mit, dass die Geiselbefreiungsoperation das Resultat einer „gemeinsamen Aktion von kamerunischen Spezialkräften und den Diensten befreundeter Staaten“ gewesen sei. Ob er damit die Beteiligung deutscher oder französischer Kräfte, die in der Umgebung stationiert sind, meinte, ließ er im Unklaren. Er bedankte sich jedoch ausdrücklich bei der deutschen Bundesregierung.
Welche Einheit die Befreiungsoperation durchführte, teilte man nicht mit. Allerdings deutet einiges auf die BIR hin. So findet sich ein Angehöriger der Einheit neben dem befreiten Deutschen, wie auf dem Foto in diesem Zeitungsbericht (an der Aufschrift an seiner Mütze) zu erkennen ist.
Das schnelle Eingreifbataillon (Bataillon d’Intervention Rapide/BIR) Kameruns wurde 2001 von den Streitkräften ins Leben gerufen, um im Norden des Landes gegen radikalislamistische und kriminelle Gruppierungen vorzugehen, die in der Region regelmäßig Geiseln nehmen und plündern. Eindrücke davon zeigt das nachfolgende Video (in französischer Sprache):
Entscheidende Aufbauhilfe bekam die BIR aus Israel. Der pensionierte israelische Oberst Avraham Avi Sirvan war als Präsidentenberater Initiator und Hauptausbilder der Einheit. Er starb 2010 bei einem Hubschrauberabsturz. Den israelischen Einfluss kann man auch an der Bewaffnung sehen. Die nachfolgenden kurzen TV-Berichte zeigen die BIR im Einsatz gegen Boko Haram im Grenzgebiet zu Nigeria. Im ersten Teil ist als Bewaffnung– neben anderen Waffen – das israelische TAVOR gut zu erkennen.
Angehörige der Einheiten nehmen an Aus- und Weiterbildungsprogrammen des US-Regionalkommandos für Afrika (AFRICOM) teil. Die Partnerstaaten der US-Streitkräfte sollen in die Lage versetzt werden, mit ihren Sicherheitskräften selbstständig gegen innere und äußere Bedrohungen vorzugehen.
Die Übung für afrikanische Spezialeinsatzkräfte „Silent Warrior 2014“ fand im Juni letzten Jahres in Deutschland, auf den Übungsgeländen in Grafenwöhr und Hohenfels, statt. Die Übungsreihe „Silent Warrior“ dient der Ausbildung von Spezialeinsatzkräften afrikanischer Staaten im Bereich Anti-Terror-Maßnahmen und der organisierten Gewaltkriminalität wie Piraterie. [ej]