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Luxemburg verstärkt Anti-Terror-Einheit

Als Reaktion auf die terroristischen Attacken in Frankreich Anfang Januar und die Razzien gegen radikalislamische Gruppierungen in Belgien kurze Zeit später wird Luxemburg seinen Geheimdienst und seine Anti-Terror-Einheit der Polizei verstärken. Dies kündigten der Premierminister des Großherzogtums, Xavier Bettel, und der Verteidigungsminister, Etienne Schneider, Mitte Januar auf einer Pressekonferenz an, wie die die Zeitung „Luxemburger Wort“ berichtete.
Man gehe diesen Schritt, weil man die Ereignisse in Frankreich und Belgien genauestens beobachtet habe. Eine konkrete Terrorwarnung für Luxemburg gebe es aber nicht. Genauere Angaben über den Umfang oder die Art der Verstärkung teilte man nicht mit.
Bei der Anti-Terror-Einheit des Landes handelt es sich um die USP (Unité spéciale de la police). Diese Spezialeinheit der großherzoglichen Polizei hat nach Zeitungsangaben einen Personalumfang von ca. 60 Personen. K-ISOM berichtete über die luxemburger Spezialeinheit in dieser Meldung.
Die Einheit gründete man – wie fast alle militärischen, paramilitärischen und polizeilichen Anti-Terror-Einheiten weltweit – nach dem fehlgeschlagenen Geiselbefreiungsversuch bei den Olympischen Spielen 1972 in München. Neben Einsatzteams verfügt die USP über Präzisionsschützen, eine Verhandlungsgruppe und eine technische Einsatzgruppe.

Kritik an einer unkonventionellen Einsatzmethode der Einheit

Der bekannteste Einsatz der Einheit war die unkonventionelle Lösung einer Geisellage im Mai 2000. In der Grenzstadt Wasserbillig nahm ein Geiselnehmer in einem Kindergarten über 23 Kinder und drei Erzieher als Geisel und hielt die meisten fast 30 Stunden in seiner Gewalt (Videobericht von damals hier). Der mit einer Pistole, einer Handgranate und mit einem Benzinkanister ausgerüstete Mann vergewaltigte dabei eine Erzieherin.
Der psychisch gestörte Mann tunesischer Abstammung forderte damals ein Flugzeug, das ihn nach Libyen bringen sollte. Die Motivlage ist selbst beim späteren Prozess nicht eindeutig geklärt worden. Vermutlich wollte er wegen eines verweigerten Sorgerechts für seine Kinder am Staat rächen, berichtete damals die FAZ.
Da der aggressiv und planend agierende Geiselnehmer die Medienöffentlichkeit suchte, bot man ihm ein Fernsehinterview an. Zuvor beschlagnahmte die Polizei die komplette Fernsehausrüstung eines RTL-Teams ohne Angaben von Gründen. Angehörige der Spezialeinheit tarnten sich mit dieser Ausrüstung als ein Kamerateam. Der Geiselnehmer wurde eineinhalb Jahre später zu 22 Jahren Haft verurteilt; er überlebte zwei Kopfschüsse der Polizeischützen. Eine Fotostrecke von der Geisellage in Wasserbillig findet sich hier.
Das Verhalten der Polizei kritisierten später Journalistenvertreter scharf, berichtete damals „Der Tagesspiegel“. Das Verhalten der Spezialeinheit, die sich als Journalisten ausgegeben hätten, brächte bei ähnlichen Situationen möglicherweise Journalisten in Gefahr, weil man sie für Polizisten halten könne.

Das folgende offizielle Video der luxemburgischen Polizei zeigt Eindrücke der USP und anderer Einheiten bei einer zurückliegenden Übung im Rahmen des europäischen ATLAS-Verbundes.


[ej]