Die israelische Regierung gestand Anfang November indirekt ein, dass der damalige Vizepräsident der PLO und Arafats Stellvertreter, Chalil al-Wasir – besser bekannt unter seinem Kampfnamen Abu Dschihad – 1988 in einer lange vorbereiteten gemeinsamen Kommando-Aktion von Mossad und Spezialkräften in Tunis getötet wurde.
Von offizieller Seite gab es keine direkte Bestätigung. Allerdings gab die israelische Militärzensur nach mehreren Monaten Verhandlungen mit der israelischen Zeitung „Jediot Ahronot“ ein bisher unveröffentlichtes Interview frei, das die Zeitung bereits vor über 12 Jahren mit Nahum Lew, einem Teilnehmer der Kommando-Aktion durchführte. Lew, der bereits im Jahre 2000 gestorben ist, sagte demnach, er habe „ohne zu zögern“ auf Abu Dschihad geschossen.
Bereits damals vermutete man Israel hinter dem Anschlag. Allerdings war es immer ein Grundsatz der israelischen Regierung, solche Aktionen weder zu bestätigen noch zu dementieren. 1988 befand sich das Hauptquartier der PLO (Palestinian Liberation Organisation) in der tunesischen Hauptstadt und der Aufstand gegen die israelische Besatzung (Intifadah) war noch kein Jahr alt.
Nach Lews Aussagen waren insgesamt 26 Mann, Soldaten der „Sayeret Matkal“ und der „Shayetet“, an der Landoperation in Tunis beteiligt, die sich in zwei Gruppen aufteilten bzw. als Verstärkungen fungierten. Eine Gruppe drang in die Villa von Abu Dschihad ein und tötete ihn. Lew selber befand sich in der Gruppe, die in das Haus eindringen sollten. Als eine Frau verkleidet täuschte er mit einem anderen ein Pärchen vor, in seiner Hand eine vorgetäuschte Schokoladenschachtel, in der sich aber eine Waffe mit Schalldämpfer befand. Vor dem Haus erschoss er einen schlafenden Leibwächter. Ein zweiter Leibwächter erschoss die Kommando-Einheit im Haus sowie einen zufällig im Keller schlafenden Gärtner. Lew und ein anderer Offizier trafen dann auf Abu Dschihad und erschossen ihn. Dabei versuchte Lew nach eigenen Angaben, nicht die gerade herbeieilende Frau von Abu Dschihad zu treffen. Die Operation trug den Namen „Show of Force“.
Die Sayeret Matkal ist die Aufklärungs- und Anti-Terroreinheit des israelischen Generalstabes. Bei der „Shayetet 13“ handelt es sich um die Spezialkräfte der israelischen Marine, vergleichbar mit den US Navy SEALs.
Dass die israelische Militärzensur die Informationen zum jetzigen Zeitpunkt freigegeben hat, erklären Beobachter mit einer Machtdemonstration der israelischen Regierung, nämlich feindlichen Kräften zu zeigen, zu welchen Operationen Israel – auch über weite Strecken hinweg – fähig ist. Als eine weitere Warnung an die iranische Regierung, die die Hamas im Gazastreifen mit Geld und Waffen unterstützt (was beides über den Sudan und Ägypten nach Gaza geschmuggelt wird, ist vermutlich auch der Angriff auf eine sudanesische Waffen- und Munitionsfabrik Ende Oktober anzusehen. Offiziell hat Israel den Angriff, der vermutlich mit vier Kampfflugzeugen durchgeführt wurde, weder bestätigt noch dementiert.