«

»

Spezialkräfte in Afrika: Luftlandeoperation der Fremdenlegion in Timbuktu, COS-Kräfte für Niger

Der Vormarsch der französischen und malischen Truppen in den Norden Malis geht weiter. Am Montag wurde Timbuktu ohne Widerstand der islamistischen Milizen eingenommen. Der Vorstoß der Bodentruppen wurde durch eine Luftlandeoperation der französischen Fremdenlegion unterstützt. Nach Angaben eines Korrespondenten von „France 24“ setzten fünf Transportflugzeuge 250 Fallschirmjäger nachts im Norden Timbuktus ab (Videoaufnahmen vor dem Absprung und Drohnen-Aufnahme vom Absprung selbst).

Nach Angaben des französischen Verteidigungsministeriums war der Absprung der Fallschirmjäger des 2. Fallschirmjägerregiments der Fremdenlegion (2erégiment étranger de parachutistes – 2eREP) am 28. Januar Teil eines gleichzeitigen Vorstoßes von Bodentruppen in Richtung Flughafen, darunter Einheiten des 21. Marineinfanterie-Regiment (21. Régiment d’infanterie de Marine – 21e RIMa). Beim 2. Fallschirmjägerregiment handelt es sich um den einzigen Fallschirmverband der Fremdenlegion (mehr Hintergrundinformationen in der „Kommando-Spezial“ Nr. 6).

Übereinstimmenden Medienberichten zufolge haben französische Truppen auch eine der letzten Hochburgen der Islamisten, die nordmalischen Stadt Kidal (Bericht mit Karte), eingenommen. Im Raum um Kidal eröffnen sich den fliehenden Dschihadisten Möglichkeiten, sich in die kaum einzunehmenden Gebirgsregionen zurückzuziehen. Für Frankreichs Präsident Hollande steht fest, dass in dieser Region die schwierigsten Aufgaben auf die Streitkräfte Frankreichs warten. Für Frankreich ist die Stabilität der Region von strategischer Bedeutung. Zum einen geht um das Zurückdrängen des Einflussgebietes der Dschihadisten. Zum anderen gibt es in der gesamten Region zahlreiche Rohstoffvorkommen.

Nach Aussagen des französischen Verteidigungsministers Le Drian beabsichtigt die Regierung, mehrere Uran-Minen im Niger – einem Nachbarland Malis – von Spezialeinheiten der COS sichern zu lassen, da die Uranförderung unverzichtbar für die französische Nuklearindustrie bzw. die Stromproduktion ist, berichtete die „FAZ“. Das COS (Commandement des opérations spéciales) ist das Führungskommando der französischen Spezialkräfte.

Nicht genau bezeichnete Einheiten französischer Spezialeinsatzkräfte haben offensichtlich an Operationen in Mali teilgenommen (Video-Rohmaterial der Zeitung „Le Parisien“, das Spezialkräfte zeigt). Offizielle Angaben über die Einheiten und ihre Operationen wurden nicht genannt. Einem Bericht des „Spiegel“ zufolge waren Einheiten der französischen Spezialkräfte schon weit vor der Intervention Frankreichs verdeckt in Mali aktiv.

Nach Informationen der britischen Zeitung „Guardian“ befinden sich auch Angehörige britischer Spezialkräfte in Mali, allerdings nur zur Unterstützung und Beratung der französischen Kräfte. Auf die Frage zu Berichten über die angebliche Anwesenheit von deutschen Spezialkräften in Mali, antworte Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ vom 20. Januar kurz und knapp, dass ihm dies „nicht bekannt“ sei (vollständiges Interview hier).

Die Bedrohungslage in Mali ist trotz der schnellen Anfangserfolge im Rahmen der französischen Intervention noch immer unübersichtlich. Sehr wahrscheinlich werden sich die islamistischen Kämpfer aufgrund der Überlegenheit der französischen Truppen aus den Städten und Zentren Malis zurückziehen und zu einem klassischen – möglicherweise grenzüberschreitenden – Guerillakrieg übergehen. Zweifelhaft ist, ob die nachrückenden Truppenkontingente verschiedener afrikanischer Staaten die kampferfahrenen französischen Soldaten in einem möglichen Guerillakrieg, der außerhalb der malischen Bevölkerungszentren zu führen wäre, ersetzen könnten.

 

Verschiedenen Einschätzungen über den Zustand afrikanischer Streitkräfte und die weitere militärische Entwicklung in Mali finden sich hier, hier und hier.