Das Manöver „Bold Alligator 2014“ fand zwischen dem 29. Oktober und dem 10. November an der Ostküste der USA statt. Das Manöver diente der Verbesserung von Einsatztaktiken, Techniken und Abläufen bei amphibischen Operationen zwischen der US-Marine, dem US-Marinekorps sowie verbündeten Seestreitkräften.
Schwerpunkt der diesjährigen Übung „Bold Alligator“ war das Training amphibischer Operationen – „ship to shore“/vom Schiff zum Ufer – als Teil eines Krisenreaktionseinsatzes. Verschieden amphibische Einsatzgruppen absolvierten unterschiedliche Aufgaben. Übungselemente bestanden deshalb in der Evakuierung von Nicht-Kombattanten, der Sicherung von zentralen Gebäuden (z.B. einer Botschaft) und der humanitären Hilfe.
An dem diesjährigen Manöver nahmen Teilnehmer aus Australien, Belgien, Brasilien, Kanada, Chile, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, Mexiko, Niederlande, Norwegen, Peru, Spanien, Schweden, Türkei, Vereinigtes Königreich und der Vereinigten Staaten teil. Einen Überblick gibt dieser TV-Bericht über die Übung.
Die Bedeutung maritimer Krisenreaktions- und Interventionskräfte
Für einige Operationen der Vergangenheit war das reibungslose und schnelle Zusammenwirken maritimer Kräfte mit den Landkomponenten von entscheidender Bedeutung. So zum Beispiel bei dem französischen Eingreifen in Mali, bei dem der Nachschub und die Verstärkungskräfte in den Häfen der Nachbarländer angelandet wurden. Noch schneller agierten die US-Kräfte bei der Katastrophenhilfe nach dem Wirbelsturm auf den Philippinen (Operation Damayan) im November/Dezember 2013 oder der Katastrophenhilfe für Haiti nach dem Erdbeben 2010. Landkomponenten des US-Marinekorps waren dabei die ersten Einheiten, die im Katastrophengebiet anlandeten und die humanitären Hilfsleistungen organisieren konnten.
Die Bedeutung maritimer bzw. amphibischer Eingreifkräfte mit Luft-, Land- und Seekomponenten ist für die Vereinigten Staaten aber auch deshalb von herausragender Bedeutung, weil die Mehrheit der Weltbevölkerung in relativer Küstennähe lebt. Gleichermaßen sind die Hauptstädte – mit ihren zentralen Einrichtungen (Botschaften, Konsulate, Regierungsinstitutionen) – meistens in Küstennähe oder nur weniger Hundert Kilometer entfernt.
Nach Angaben des US-Marine Corps führten die Seestreitkräfte der USA und des Marinekorps zwischen 1990 und 2010 1.000 amphibische Operationen durch. Das Spektrum reichte von Übungen über humanitäre Einsätzen bis hin zu Kampfeinsätzen. 100 davon entfielen auf Kriseneinsätze.
Die Wichtigkeit amphibischer Operationen unterstrich ebenfalls die russische Marineführung nach dem Georgien-Krieg 2008. Hätte man die französischen Schiffe der „Mistral“-Klasse, die jetzt von Frankreich nach Russland geliefert werden sollen, bereits vor dem Kampfeinsatz in Georgien zur Verfügung gehabt, dann hätte man für die Operationen nicht 26 Stunden, sondern lediglich 40 Minuten benötigt, so ein russischer Admiral. Bei den „Mistral“-Schiffen handelt es sich um amphibische Angriffsschiffe, eine Kombination aus Docklandungsschiffen und Hubschrauberträger. [ej]