Die Bundesrepublik Deutschland befindet sich verstärkt im Fokus der Terroristen des „Islamischen Staates“. Dies ist die Einschätzung des Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Maaßen. Auch veränderten sich Täterprofile und Anschlagsszenarien kontinuierlich, so Maaßen weiter. Auf mögliche Einsatzszenarien bereiten sich deutsche Sicherheitsbehörden und die polizeilichen Spezialeinsatzkräfte mit teilweise öffentlichkeitswirksamen Übungen vor.
„Pandora” in Kiel
Im Großraum der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel und an der Autobahn 21 fand Ende April eine umfangreiche Anti-Terror-Übung der Polizei statt. Laut Polizei handelte es sich dabei um mögliche Gewaltakte, die auch in Deutschland vorkommen können. Wesentlich für diese Übung waren multiple Anschlagsszenarien, also verschiedene Gefährdungs- und Bedrohungslagen in kurzer Abfolge.
Video 1:
Zu den rund 1.500 Übungsteilnehmern der Übung mit dem passenden Namen „Pandora“ gehörte auch eine nicht spezifizierte Anzahl von SEK-Kräften aus dem gesamten norddeutschen Raum. (K-ISOM war vor Ort dabei und wird in der kommenden Ausgabe ausführlich über die Übung berichten.)
Video 2:
Der Name der Übung bezieht sich auf eine weibliche Figur der griechischen Mythologie. Ihr vertraute der höchste Gott ein Gefäß an, die „Büchse der Pandora“, und verbot ihr, diese zu öffnen. Als sie es doch tat, verbreiteten sich Übel, Tod und Krankheiten über die gesamte Menschheit.
Nachts im Leipziger Bahnhof: Selbstmordanschlag
Rund 200 Schüler der Bundespolizei stellten im Mai Übungsopfer eines Selbstmordanschlages im Leipziger Hauptbahnhof dar. Bei dem Terrorszenario auf zwei eigens dafür abgesperrten Bahnsteigen stellten Polizeiausbilder mit Schnellfeuergewehren terroristische Angreifer dar.
Die folgenden Videos veranschaulichen bild- und lautstark das mögliche Geschehen eines solchen Anschlages mit Schusswaffen bzw. Sprengmitteln auf ein ‚weiches Terrorziel‘, bei dem möglichst viele Zivilisten getötet und verletzt werden könnten.
Video 3:
Nach Angaben der Bundespolizei führte man in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai zwischen 22 Uhr und 4 Uhr morgens drei Durchgänge der Übung durch. Das Anschlagsszenario blieb dabei gleich, die Einsatzkräfte übernahmen in den Durchgängen nur wechselnde Aufgabenbereiche.
Video 4:
Das Besondere an dieser Anti-Terror-Übung in Sachsen war, dass keine Spezialeinheiten der Länder oder des Bundes trainierten. Laut Szenario sollten die trainieren, die bei einem solchen Anschlag als erste am Einsatzort eintreffen: Streifenbeamte. In diesem Fall übten neben Streifenbeamten auch Beamte der mobilen Kontroll- und Überwachungseinheit der Bundespolizeidirektion aus Pirna.
Der Präsident der Bundespolizeidirektion Pirna, Jörg Baumbach, lobte seine Einsatzkräfte. Trotz dieses „Horrorszenarios“ haben die Einsatzkräfte vor Ort „schnell, aktiv und entschlossen“ agiert. „Diese Übung hat meinen Einsatzkräften alles abverlangt“, so Baumbach weiter.
Gipfelsturm in Hamburg? Vorbereitungen auf G-20-Treffen
Für den G-20 Gipfel der Staats- und Regierungschefs im Juli in Hamburg besteht für die Behörden die höchste Sicherheitsstufe. Mögliche Gefahrenlagen gehen nicht nur von gewaltbereiten Demonstranten aus, sondern man muss auch mit geplanten bzw. spontanen Terroranschlägen rechnen. Deutschland hat in diesem Jahr den Vorsitz der G20-Gruppe, in dem die wichtigsten Industrie- und Schwellennationen verbunden sind. Es wird der größte Polizeieinsatz in der Geschichte der Hansestadt, so der Polizeipräsident Hamburgs, Ralf Meyer.
Zu den rund 15.000 Sicherheitskräften aus der gesamten Bundesrepublik kommen auch Spezialkräfte aus dem benachbarten Ausland hinzu. So soll das österreichische „Einsatzkommando Cobra“ (EKO Cobra) die deutschen Spezialeinheiten unterstützen. Diese soll am 7. bzw. 8. Juli in Hamburg eintreffen. Die Einheit kam bereits bei dem Amoklauf in München im letzten Jahr zum Einsatz, wie K-ISOM hier berichtete.
Die Hamburger Polizei und ihre Spezialeinheiten bereiten sich seit Monaten auf den Gipfel vor. In ihre Aus- und Fortbildung flossen dabei auch die taktischen Erfahrungen der Terroranschläge in Paris und Brüssel ein. In den folgenden Videos sind mehrere Szenarien einer Übung im April zu sehen, bei denen Streifenpolizisten, Bundespolizisten und Spezialkräfte zusammen vorgehen. Hervorzuheben ist dabei, dass die Streifenpolizisten bei einem möglichen Terroranschlag oder eine Amoklage auf verbesserte Schutzausrüstung zurückgreifen können.
Video 5:
Video 6:
Video 7:
Ein ausführliches Video dieser Übung findet sich hier.
Weiterführende und ergänzende Links:
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