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SEK-Zugriff in Bayern endete tödlich – Angeschossener Diensthund musste eingeschläfert werden

Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei hat am 11. Juli in Bäumenheim nach über zehnstündigen Verhandlungen einen offenbar psychisch labilen Polizisten erschossen. Die Zeitung „Augsburger Allgemeine“ berichtet unter Berufung auf Polizeikreise, dass der Zugriff durch das SEK „unumgänglich“ gewesen sei. Der 46-Jährige hatte zuvor auf seinem Privatgrundstück um sich geschossen. Dort verschanzte er sich dann in den folgenden Stunden. Lange Verhandlungen mit dem zudem alkoholisierten Polizisten führten zu keinem Ergebnis.
Beim Zugriff schoss der Polizist auf den zur Ablenkung angreifenden Diensthund des SEK. Als der Täter seine Waffe danach gegen die unmittelbar hinter dem Diensthund vorgehenden SEK-Beamten richtete, erschossen die Einsatzkräfte den Mann mit einem gezielten Schuss in den Oberkörper. Nach Polizeiangaben verstarb der Täter trotz sofort beginnender Reanimation durch einen Notarzt.
Die am Schusswechsel beteiligten Einsatzkräfte des SEK blieben unverletzt. Der verwundete Diensthund wurde schwer verletzt in eine Tierklinik gebracht (s. Videobericht hier; hier ein Videobericht aus dem letzten Jahr, in dem auch der Einsatz von Diensthunden näher erläutert wird). Vor wenigen Tagen musste der SEK-Diensthund aufgrund der Schwere seiner Verletzungen eingeschläfert werden.
Die Umstände der Schussabgabe werden vom Landeskriminalamt und von der Staatsanwaltschaft in Augsburg im Rahmen eines Vorermittlungsverfahrens untersucht. Einen weiteren Bericht mit Bilderstrecke findet sich hier und hier. Die Motivlage ist auch Tage nach dem Tod unklar. Man vermutet die Probleme, die zu der Tat führten, im privaten Bereich. Es besteht bei dem Vorfall die Möglichkeit, dass es sich um einen sogenannten provozierten Suizid durch Polizisten handelt. Beim „Suicide by Cops“ provoziert eine Person eine Bedrohungslage für die Polizei heraus und lässt sich erschießen. Diese Art der indirekten Selbsttötung fand zum Beispiel 2013 in Stuttgart statt (Bericht hier).
Während dieses Phänomen ein noch nicht bedrohliches Ausmaß angenommen hat, ist das Tabu-Thema Suizid von Polizeibeamten in den letzten Jahren in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gekommen. So liegt die Suizidrate von Beamten der Polizei über der Rate der Gesamtbevölkerung. Alleine in Nordrhein-Westfalen nahmen sich zwischen 2002 und 2013 90 Polizisten das Leben. Die genauen Motive für den Suizid bleiben dabei oftmals im Dunkeln, wie eine Antwort der Landesregierung in NRW auf eine Kleine Anfrage der Fraktion der „Piraten“ klargestellt hat.
Bei dem SEK handelte es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um das für diese Region zuständige SEK Südbayern. Im Jahr 2012 wurden die SEKs der bayerischen Polizei zu rund 1000 Einsätzen gerufen. Bei besonderen Einsatzlagen wie Geiselnahmen, Erpressungen oder auch bei Suizidandrohungen kommen neben den Kräften der Spezialeinsatzkommandos auch die besonders geschulten Beamten der Verhandlungsgruppen zum Einsatz. Dabei kommuniziert ein Sprecher mit der jeweiligen Person. Einerseits versucht die Verhandlungsgruppe etwas über die Person und die Umstände zu erfahren, andererseits ist es noch wichtiger für die Einsatzkräfte, dass die Person die Verhandler aufgrund gleicher Sprache und Einfühlungsvermögen als Gesprächspartner akzeptiert. K-ISOM berichtete in dieser Meldung über Verhandlungsgruppen.