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SAS, SASR, NZSAS und die Operation „Inherent Resolve“ gegen IS

Die Streitkräfte der Vereinigten Staaten haben nach wochenlangen Luftangriffen gegen die Kämpfer, Stellungen und Fahrzeuge des „Islamischen Staates“ erst Mitte Oktober einen Namen für die Operation gefunden. Er lautet „Inherent Resolve“, was sich mit „dauerhafter/innewohnender Entschlossenheit“ übersetzen lässt.

SAS mit AW50 gegen IS

Während in den Staaten der Anti-IS-Koalition über den Einsatz von kämpfenden Einheiten auf dem Boden diskutiert wird, waren Angehörige des britischen Special Air Service (SAS) mit der ihnen eigenen Entschlossenheit in ein Gefecht auf dem Boden verwickelt. Nach Angaben des britischen „Daily Star“ vom 12. Oktober haben Scharfschützen des SAS einen Konvoi mit IS-Kämpfern aufgehalten, die auf ein schutzloses Dorf im Irak zufuhren.
Das SAS-Team soll mit der Aufklärung der Gegend beauftragt gewesen sein. Da keine Kampfflugzeuge verfügbar gewesen waren, hätten sie sich dazu entschlossen, das Führungsfahrzeug von ihrer erhöhten Position aus zu beschießen. Mit einem schweren Scharfschützengewehr vom Typ AW50 sollen sie den Motor des ersten Fahrzeuges getroffen haben. Als der Konvoi weiterfahren wollte, hätten sie auch ein zweites Fahrzeug beschossen. Da sie mit Schalldämpfer geschossen haben, hätten die IS-Kämpfer nicht gewusst, wer oder aus welcher Richtung sie beschießt und hätten sich zurückgezogen. Von offizieller Seite in Großbritannien werden Einsätze der Spezialkräfte nicht kommentiert.

Die Schilderung des Vorfalls klingt zumindest plausibel, und dies aus zweifacher Hinsicht: Erstens: Waffentechnisch wäre ein solcher Einsatz möglich gewesen. Die Kombination aus hoher Kampfentfernung von ca. 1.100 Metern, einem Schalldämpfer und dem Kaliber .50 BMG hätten ein Fahrzeug treffen und unbrauchbar machen können. Das Scharfschützengewehr AW50 ist mit hoher Wahrscheinlichkeit seit Jahren beim SAS im Einsatz. Bei der Bundeswehr ist dieses Scharfschützengewehr aus der AW-(Arctic Warfare)-Scharfschützengewehrfamilie als G24 im Einsatz (Video der BW über G22 hier). Mehr Hintergründe zu Waffen und Ausrüstungen von Scharfschützen gibt es in der K-ISOM-Spezialausgabe I/2013.
Zweitens: Bei Aufklärungsmissionen ohne Kampfaufträge werden kleine Teams, und somit auch Scharfschützenteams eingesetzt. Gerade bei dem bewaffneten Konflikt in Irak und in Syrien gegen irreguläre Kräfte sind Aufklärungsergebnisse von entscheidender Bedeutung, zumal die mobilen IS-Kräfte über ein weites Gebiet verstreut sind. Patrouillen sind so in der Lage, die Nachschubwege oder potenzielle Vormarschrouten der Kämpfer rund um die Uhr zu überwachen. Reine Aufklärungsmissionen können über mehrere Tage oder Wochen dauern.

SAS-Familie bereitet sich vor

Neben dem britischen SAS werden zwei weitere Spezialeinheiten der SAS-‘Familie’ vermutlich zum Einsatz gegen den IS kommen. Nach offiziellen Angaben des australischen Verteidigungsministeriums wartet eine 200-köpfige Taskforce aus Angehörigen von Spezialeinheiten in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf den Beginn ihrer Mission im Irak. Wie bei anderen Spezialeinheiten auch, beschränkt sich ihr Auftrag auf das Beraten von Einheiten des Irak. K-ISOM berichtete darüber an dieser Stelle.
Allerdings werden die Berater, so Vice Admiral Ray Griggs, stellvertretender Oberbefehlshaber der australischen Streitkräfte, ihre irakischen Kollegen auch im Feld beraten. „Beraten und unterstützen bei Operationen in Irak“ heißt es offiziell.

Angehörige des SASR an Bord eines Frachtschiffes während der maritimen Anti-Terror-Übung „Iron Moon 13“ vor der nordwestlichen Küste Australiens im letzten Jahr.  Bild: CPL Christopher Dickson/1st Joint Public Affairs Unit. Copyright: Commonwealth of Australia – Department of Defence

Angehörige des SASR an Bord eines Frachtschiffes während der maritimen Anti-Terror-Übung „Iron Moon 13“ vor der nordwestlichen Küste Australiens im letzten Jahr.
Bild: CPL Christopher Dickson/1st Joint Public Affairs Unit. Copyright: Commonwealth of Australia – Department of Defence

Welche Kräfte und Einheiten auf ihren Einsatz warten ist nicht klar. Medienberichten zufolge handelt es sich um Angehörige des 2. Commando-Regiments. Offiziell bestätigt wird lediglich der Einsatz von „Special Forces“, wie in diesem Bericht mit Videobericht zu lesen und zu hören ist.
Angehörige des australischen SAS-Regiments sind vermutlich schon im Einsatz bzw. im Einsatz gewesen, als sie die Waffenlieferungen in den Irak sicherten. Mehr zum SASR (Special Air Service Regiment) in dieser K-ISOM-Meldung.

Nach Aussagen des neuseeländischen Premierministers John Key, ist es denkbar, dass Kräfte des NZSAS (New Zealand Special Air Service) ebenfalls irakische Sicherheitskräfte ausbilden und beraten. Allerdings äußerte er Besorgnis darüber, dass es angesichts der Erfahrungen in Irak (bis 2011) und in Afghanistan zu einem lange andauernden Engagement in einer konfliktträchtigen und komplizierten Region kommen könnte, berichtet der „New Zealand Herald“.
Dass der SAS aus Neuseeland seine Fähigkeiten gegen radikalislamische Irreguläre in der Vergangenheit erfolgreich einsetzen konnte, zeigt ein Beispiel aus Afghanistan. Sie halfen dabei, eine Taliban-Attacke in Kabul 2011 zurückzuschlagen, wie dieser TV-Bericht veranschaulicht.
Der NZSAS wurde in Anlehnung an das britische Vorbild 1955 aufgestellt. Neben den klassischen Aufgaben von Spezialkräften bei Operationen im Ausland hat der NZSAS die Aufgabe, neuseeländische Polizei- und Sicherheitskräfte bei Anti-Terror-Einsätzen im Inland zu unterstützen.
Das 1st New Zealand Special Air Service Regiment ist in Auckland stationiert. Der derzeitige Oberbefehlshaber der 13.000 Soldaten umfassenden Streitkräfte des Landes New Zealand Defence Force (NZDF), Generalleutnant Tim Keating, diente beim NZSAS und war zwischen 1999 und 2001 ihr Kommandeur.
Um die hohe Einsatzbereitschaft der neuseeländischen Spezialkräfte auf einem weiterhin hohen Niveau zu garantieren, erhalten sie 2015 ein modernes, multi-funktionales Trainingszentrum für Spezialkräfte. In dieser Einrichtungen sollen sie laut „Defence Capability Plan“ für verschiedene Szenarien ausgebildet werden können.

 

Weiterführende und ergänzende Links:
• Interview mit Jürgen Trittin in der TAZ über den Kampf gegen IS hier
• Hintergründe und Geschichte des NZSAS zeigt diese TV-Reportage (Teil 1)
[ej]