Die Bundesregierung erwägt nach Angaben der „Süddeutschen Zeitung“ die Evakuierung von Deutschen und EU-Bürgern aus dem Jemen. Eine militärische Evakuierungsoperation unter Zuhilfenahme von Zivilflugzeugen wird genauso erwogen wie eine mit militärischen Transportmitteln.
Im Falle des Einsatzes von bewaffneten Bundeswehr-Soldaten bräuchte die Bundesregierung einen Entschluss des Bundestages und die Genehmigung der jemenitischen Regierung. Die Regierung des Jemens ist allerdings aufgrund des Bürgerkrieges und der Intervention saudi-arabischer Streitkräfte de facto handlungsunfähig.
Noch bevor es eine regierungsoffizielle Bestätigung über die Planungen und Optionen gab, meldeten sich kritische Stimmen über eine möglichen Einsatz der Bundeswehr zu Wort, wie der Sicherheitspolitik-Blog „Augen Geradeaus“ berichtet.
China evakuierte auf dem Seeweg über 600 eigene Landsleute und knapp 300 Bürger aus anderen Staaten. Diese militärische Evakuierungsoperation wird in China als großer Erfolg gewertet, da es die erste Operation dieser Art ist verfügt. Auch andere Nationen brachten eigenen Staatsbürger in Sicherheit, wie die „Welt“ berichtete. Über das Training für militärische Evakuierungsmaßnahmen und die Diskussion darüber in Deutschland berichtete K-ISOM erst vor Kurzem in dieser Meldung.
Division Schnelle Kräfte: Von der Planungsübung zum Einsatz?
Im Januar fand die Planungs- und Gefechtsstandsübung „Roter Jäger“ statt. Das Gefechtsstandpersonal des Fallschirmjägerregiments 31 trainierte unter Anleitung der Luftlandebrigade 26 die Durchführung einer Evakuierungsoperation.
Seit dem 1. April stellt das Fallschirmjägerregiment 31 den Kern der Kräfte für militärische Evakuierungsoperationen. Seitdem unterstehen die umbenannten und ungegliederten Fallschirmjäger- und Luftlandetruppenteile des Heeres der neu aufgestellten Luftlandebrigade 1. Die Brigade gehört zur Division Schnelle Kräfte (DSK), der ebenfalls das Kommando Spezialkräfte untersteht. Einer der Hauptaufträge der DSK besteht in der Durchführung von militärischen Evakuierungsoperationen im Ausland.
USA und die Evakuierung ihrer Spezialkräfte
Die US-Regierung zog ihre im Jemen stationierten Spezialeinsatzkräfte bereits Ende März ab, wie der Nachrichtensender CNN hier berichtete. Die nicht näher genannten Kräfte operierten seit Längerem im Rahmen eines Anti-Terror-Einsatzes gegen radikalislamische Kräfte auf der Arabischen Halbinsel im Jemen. Ein wesentliches Fähigkeitsprofil der Kräfte war mit hoher Wahrscheinlichkeit der Einsatz von bewaffneten Drohnen gegen Hochwertziele in der Region.
Eines dieser Hochwertziele ist nach Angaben von Al Qaida in der Nacht zum Montag bei einem Luftangriff einer US-Drohne getötet worden. Es handelte sich um führenden Religionsgelehrten für das Terrornetzwerk im Jemen, Ibrahim al-Rubaisch. Er war fast fünf Jahre lange in dem US-Gefangenenlager Guantánamo auf Kuba inhaftiert gewesen.
Über den Einsatz von Spezialkräften und Drohnen im Jemen berichte K-ISOM hier, hier, hier und hier.
Unter Führung Saudi-Arabiens bombardieren verschiedene Luftstreitkräfte sunnitisch-geprägter Staaten seit über 2 Wochen Ziele im Jemen, um damit den Vormarsch der schiitischen, vom Iran unterstützten Huthi-Milizen zu stoppen. Die USA unterstützen die Koalition mit Luftbetankung und mit nachrichtendienstlichen Erkenntnissen. Zu Beginn der Luftangriffsoperationen rettete ein aus dem afrikanischen Dschibuti kommender US-Helikopter die 2-Mann-Besatzung eines abgestürzten saudischen F-15-Jets aus dem Golf von Aden.
Eagle Resolve2015 in Kuwait: Spezialkräfte trainieren CQB
Die Zusammenarbeit unterschiedlichster Streitkräfte in Militärkoalitionen und die strategischen und einsatztaktischen Abläufe auf der Arabischen Halbinsel üben 29 Nationen aus dem Nahen und Mittleren Osten, Europa und dem Pazifischen Raum im Rahmen des Manövers „Eagle Resolve“. Die seit 1999 bestehende Übungsreihe ist die wichtigste des US-Zentralkommandos für die diversen Krisen- und Kriegsszenarien auf in dieser Region.
Angesichts des Staatszerfalls im Jemen sowie der Bedrohung durch Al Qaida ist es das erste Mal, dass alle Staaten des Golf Kooperationsrates (Bahrain, Oman, Katar, Kuwait, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate) daran teilnehmen. Das folgende Video zeigt Übungsabschnitte des Orts- und Häuserkampfes (Close Quarter Battle) angeleitet von US Special Forces.
Weiterführende und ergänzende Links:
– Hintergründe und Analyse zur Lage im Jemen finden sich hier, hier, hier und hier.
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