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Heute vor 40 Jahren: Operation „Frühling der Jugend“ in Beirut

Kurz nach Mitternacht, am 10. April 1973, landeten nach einer siebenstündigen Fahrt mit Schnellbooten ca. 16 Kommando-Soldaten in kleineren Schlauchbooten am Strand in der Nähe des Stadtzentrums der libanesischen Hauptstadt Beirut. Ihr Ziel war die Liquidierung von drei hochrangigen Funktionären der PLO, die damals de facto weite Teile von Beirut beherrschte und den Libanon aus Ausgangsbasis von Guerilla- und Terroraktionen gegen Israel nutzte.

Die Mission führten die israelischen Streitkräfte unter dem Decknamen „Spring of Youth“ (andere Quellen bezeichnen sie auch als „Springtime of Youth“) zwischen Mitternacht und schätzungsweise 3 Uhr morgens durch. Die Operation umfasste insgesamt drei Einsatzeinheiten, die parallel drei verschiedene Angriffsziele angreifen sollten: den Angriff auf die hochrangigen Funktionäre im Stadtzentrum der Metropole durch Angehörige der Sayeret Matkal; im Südwesten sprengten Fallschirmjäger das Hauptquartier der Popular Democratic Front for the Liberation of Palestine und im Süden der Stadt griffen sie eine Waffen-Werkstatt der PLO an.

Für die Täuschung der Gegner verkleideten sich mehrere Angehörige der Spezialeinheit Sayeret Matkal als Frauen (zwei als Blondinen und Ehud Barak, späterer Generalstabschef, Ministerpräsident und Verteidigungsminister Israels, als Brünette) und als Touristen (gekleidet in auffällig bunte Hemden), um sich unerkannt dem wichtigsten Angriffsziel zu näheren. Es handelte sich dabei um drei Wohnhäuser, in der die PLO-Funktionäre Kamal Adwan (PLO Operationschef), Kamal Nasser (ein lokaler PLO-Sprecher) und Muhammad Yusef Najjar (einer der engsten Mitarbeiter von Arafat) wohnten. Die Einsatzeinheit teilte sich in 4-Mann-Teams auf und ging bei jedem der High-Value-Targets gleich vor: die Türen wurden aufgesprengt und die Männer in ihren eigenen Wohnungen erschossen. Eine 70-jährige unbeteiligte italienische Frau, die zufällig auftauchte, wurde ebenfalls getötet. Diese Teiloperation dauerte rund 30 Minuten. Beim Rückzug aller Einsatzeinheiten wurden zwei israelische Fallschirmjäger getötet.

Die Operation in Beirut war auch eine Episode in dem Spielfilm von Steven Spielberg „München“. Allerdings ist angesichts der operativen Komplexität der gesamten Operation davon auszugehen, dass sie sich nicht so zugetragen hat, wie teilweise im Film dargestellt.

Der Zweck dieser Operation lag damals darin, die Hintermänner und Unterstützer der PLO offensiv zu bekämpfen, um der Führung die eigene Verletzlichkeit aufzuzeigen. Ein weiter Anlass war die Geiselnahme von München. Einer der Beteiligten, Muki Betser, drückte es plastischer aus: „Wir wollten bis in ihre Schlafzimmer in Beirut eindringen“ (weitere Information über Operationen der israelischen Spezialkräfte finden sich hier und hier). Nach Aussagen von Teilnehmern an der Operation besaßen die Israelis sogar die genauen Grundrisse der Wohnungen.

Die Operation wurde Erkenntnissen des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ durch vorher legal ins Land eingereiste Helfer unterstützt, die wohl mit gefälschten europäischen Pässen einreisten. Ein mit europäischem Pass eingereister Mann war laut Bericht des „Spiegels“ angeblich zum Nachtangeln in den Libanon gekommen; er angelte nachts immer an dem Strandabschnitt, den später die israelischen Kommandos für ihre Anlandung bzw. ihren Abzug nutzten.