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Sotschi: Spiele, Schwarze Witwen und Speznaz

Die am vergangenen Freitag offiziell eröffneten Olympischen Winterspiele in der südrussischen Stadt Sotschi am Schwarzen Meer werden von schätzungsweise 40.000 bis 100.000 russischen Polizisten, Soldaten, Truppen des Innenministeriums und Geheimdienstmitarbeitern gesichert. Dies berichtete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vom Samstag unter Berufung auf unterschiedliche Medienberichte und offizielle Angaben. In einer großräumigen Sicherheitszone außerhalb von Sotschi sollen nicht näher bezeichnete Spezialeinheiten der Streitkräfte operieren, so die Zeitung weiter.

Wie schon bei den Olympischen Sommerspielen in London 2012 haben sich diverse Spezialeinheiten auf unterschiedlichste Szenarien vorbereitet. Bei den Spielen in London bereitete sich der SAS auf ein Mumbai-Szenario vor (K-ISOM meldete dies hier).

Wahrscheinlicher als ein Mumbai- oder München-Szenario sind Selbstmordattacken von Schwarzen Witwen. Bei den sogenannten Schwarzen Witwen handelt es sich um islamistische Selbstmordattentäterinnen aus der Krisenregion des Nordkaukasus, die engste Familienangehörige oder ihren Ehemann im Kampf gegen die russischen Sicherheitskräfte verloren haben und sich mit einem Anschlag rächen wollen. Nach einer Schwarzen Witwe wurde im Vorfeld der Spiele intensiv gefahndet.

Im Oktober und November kamen bei drei Selbstmordattentaten von Dschihadisten auf Busse und den Hauptbahnhof in der Stadt Wolgograd mehrere Dutzend Menschen ums Leben. Ausgeführt wurden diese Anschläge höchstwahrscheinlich von Schwarzen Witwen (Videos zeigen die Explosionen hier und hier).

Die Gefährdungslage für die Spiele ergibt sich durch die Drohungen von radikalislamistischen Gruppierungen aus dem Kaukasus, die angekündigt haben, die Olympischen Spiele durch Terrorangriffe zu stören. Vor den Spielen wurde eine Terrordrohung für Putin und für die Besucher der Olympischen Spiele mittels eines Videos ins Internet gestellt (hier auf Video).

Die Krisengebiete Südrusslands, in denen seit mehreren Jahren ein Krieg zwischen den Sicherheitskräften Russlands und den islamistischen Rebellen ausgetragen wird, liegen nur wenige Hundert Kilometer von Sotschi entfernt. Die Attentäter des Boston-Marathons in den USA kamen ursprünglich aus dieser Region.

Nach übereinstimmenden Medienberichten sind auch Speznaz-Einheiten für die Sicherheit der Spiele zuständig. Der Begriff wird in Russland als Oberbegriff für seine diversen Spezialeinheiten verwendet, die dem Verteidigungsministerium, dem Innen- sowie Justizministerium und dem Inlandsgeheimdienst FSB unterstehen (eine Bilderstrecke bei „Spiegel Online“ findet sich hier; ältere, sehr sehenswerte Fotostrecken befinden sich hier und hier).

Andere Staaten setzen ihre Streitkräfte und Spezialeinheiten ebenfalls für den Schutz der Sportler sowie für mögliche Notfallsituationen ein. So begleiten Beamte der GIGN die französische Sportmannschaft nach Sotschi (K-ISOM meldete dies hier). Die USA lassen im Schwarzen Meer zwei Kriegsschiffe kreuzen, die im Falle eines Terrorangriffs die US-Mannschaft evakuieren könnten (CNN-Bericht hier und hier). Bei einem Schiff handelt es sich um die USS Mount Whitney, dem Flaggschiff der 6. US-Flotte.

Wäre der Kalte Krieg zwischen Ost und West einmal ‚heiß‘ geworden, so wäre eine Aufgabe der Speznaz-Einheiten die Liquidierung westeuropäischer Regierungschefs gewesen (mehr dazu in einer K-ISOM-Meldung hier).

Weiterführende Links:

  • Übersicht über Speznaz-Anforderungen hier
  • Spiegel-TV-Bericht über Vorbereitungen der brasilianischen Sicherheitskräfte auf die diesjährige WM in Brasilien hier
  • Video über die Vorführung einer Spezialeinheit bei der Eroberung eines Gebäudes hier sowie eines Schiffes bei einer multilateralen Marineübung hier
  • Videobericht über einen Einsatz in Grosny hier
  • TV-Berichte über die Massengeiselnahme und die chaotische Erstürmung durch russische Spezialeinheiten in Beslan vor 10 Jahren hier und hier