Zwischen dem 5. und 19. Mai führten zum fünften Mal die USA und Jordanien gemeinsam das jährlich stattfindende Manöver „Eager Lion“ durch. Zum vierten Male findet es in einer militärstrategisch angespannten Situation statt. Im östlichen Nachbarland Irak kämpfen Verbände der irakischen Zentralregierung und der kurdischen Regionalregierung gegen die Milizen des selbsternannten „Islamischen Staates“. Nördlich von Jordanien tobt der syrische Bürgerkrieg, in dem verschiedene Gruppierungen gegen das Regime von Präsident Assad kämpfen.
Sowohl im Irak als auch in Syrien fliegen die US-Luftstreitkräfte und ihre Verbündeten Luftangriffe auf Stellungen der Milizen des „Islamischen Staates“, der teilweise abwertend als „Daesh“ bzw. „Da’ish“ bezeichnet wird. Diese Bezeichnung entspricht den Anfangsbuchstaben der älteren Bezeichnung (ISIS – Islamischer Staat im Irak und Syrien) in der arabischen Sprache (ad-Dawlah al-Islāmīyah fī al-’Irāq wash-Shām).
Angesichts des bewaffneten Konfliktes mit den IS-Kräften ist es umso bedeutender, dass beim Manöver „Eager Lion 15“ erstmalig jordanische Fliegerleitsoldaten (Joint Tactical Air Controller/JTAC) auf dem Boden aus den USA kommende B-52 Bomber eingewiesen haben. Die zwei B-52-H des 2nd Bomb Wings warfen nach einem über 30 Stunden dauernden Direktflug Bomben des Typs GBU-38 ab. Damit demonstrieren die US-Streitkräfte ihre Fähigkeiten, mit strategischen Einsatzmitteln taktische Unterstützung für Bodenstreitkräfte einzusetzen. Eindrücke des Manövers und seiner beteiligten Einheiten der Land-, Luft- und Seestreitkräfte zeigt das nachfolgende Video.
K-ISOM berichtete mehrfach über das Großmanöver, insbesondere über eine mögliche Intervention der am Manöver beteiligten US-Kräfte in Syrien im Jahr 2013. Angesichts der regionalen Gefährdungslage trainieren die beteiligten Einheiten die Schlüsselfähigkeiten für wahrscheinliche Einsatzlagen in der Region: Anti-Terror-Einsätze bzw. Boarding von Schiffen, Evakuierung von Nicht-Kombattanten, konventionelle Gefechte und Einsatz größerer Verbände sowie der Kampf im urbanen Gelände.
Die folgenden Videos zeigen die Übungsbestandteile unter Einschluss der US-Marines, darunter Orts- und Häuserkampf auf dem Trainingsgelände für Spezialeinheiten (King Abdullah II Special Operations Training Center) in Amman.
Jordanien als Sprungbrett für Spezialeinsatzkräfte
Einige US-Marines der 24the Marine Expeditionary Unit (24th MEU) zog man im Vorfeld der Übung ab, um sie für mögliche Einsätze im Jemen bereitzuhalten. Dort sind die rund 2.500 Marines der MEU auf drei Kriegsschiffen stationiert.
An der Übung „Eager Lion 15“ nahmen rund 10.000 Soldaten aus 16 Nationen teil. Sie trainierten an fünf verschiedenen Standorten in Jordanien. Das nicht näher bezifferte kanadische Kontingent bestand aus Angehörigen der kanadischen Spezialeinsatzkräfte. Die kanadischen Spezialeinsatzkräfte gerieten bei ihrem frontnahen Ausbildungs- und Unterstützungseinsatz der kurdischen Peschmerga im Irak mehrfach unter IS-Feuer und erlitten Verluste, wie K-ISOM hier und hier berichtete.
Angehörige der 3rd Special Forces Group (Airborne) des US-Heeres sowie des Marines Marine Special Operations Command nahmen an verschiedenen Übungsabschnitten teil (s. Bilder).
Es ist davon auszugehen, dass vom jordanischen Territorium aus, verschiedene Spezialeinsatzkräfte gegen IS-Milizen in Syrien und Irak operieren. Sowohl Aufklärungseinheiten auf dem Boden, bewaffnete Kampfretter (CSAR) für Piloten als auch Einsätze gegen Hochwertziele bzw. eine versuchte Geiselbefreiungsoperationen fanden in den letzten Monaten in relativer Grenznähe zu Jordanien statt, wie K-ISOM hier und hier meldete. [ej]