Spezialkräfte der Vereinigten Staaten sind bei Militäroperationen gegen IS-Kräfte in Nordafrika und im Nord-Irak im Einsatz und sind wichtiger Teil weiterer offensiver Operationsplanungen. Unter Führung der Streitkräfte der Vereinigten Staaten bereiten sich pro-westliche Kräfte auf die nächste Phase im Kampf gegen den Islamischen Staat im Norden des Iraks vor. Das nächste Etappenziel des Anti-IS-Feldzuges ist die Einnahme der Großstadt Mossul. Die Vorbereitungen für die Offensive laufen bereits.
Delta: HVT-Jagd im Norden Iraks als Vorbereitung der Schlacht um Mossul
Spezialeinsatzkräfte sowie Spezialkräfte der „Delta“-Einheit des US-Heeres fungieren dabei nach verschiedenen Medienberichten in einer sehr offensiven Rolle. Ziel ihrer Missionen ist das Ergreifen bzw. Ausschalten von wichtigen Führungspersonen der Milizen des „Islamischen Staates“ im Norden des Iraks und im Osten Syriens.
Eine 200 Mann starke Einsatzgruppe für Spezialmissionen, darunter Kräfte des 1st Special Forces Operational Detachement – Delta, den Spezialkräften des US-Heeres, hat nach Angaben der „New York Times“ in den vergangenen Wochen eine hochrangige Führungsperson des IS gefangen genommen. Um wen es sich handelt, wurde nicht genannt. Nach offiziellen Angaben wurde der Zweck der Operation erfüllt, denn der Gefangene berichtet in Verhören über die Funktionsweise und die Führung des IS, so „CNN“ in einem Bericht.
Bereits im Juni vergangenen Jahres gelang es Spezialkräften, ein Hochwertziel (High Value Target) zu ergreifen, worüber K-ISOM in dieser Meldung berichtete. Über die „Delta“-Einheit berichtete K-ISOM hier, hier und hier.
Bei einer Presskonferenz von Verteidigungsminister Ash Carter und dem Vorsitzenden der Stabschefs (Chairman of the Joint Chiefs of Staff), General Joseph F. Dunford Jr., am 29. Februar im Pentagon sagte Carter, dass der IS in der Defensive ist. „Das Momentum ist auf unserer Seite“, betonte er mit Blick auf den syrisch-irakischen Kriegsschauplatz und den Kampf gegen die Kräfte des Islamischen Staates.
Alle Operationen zielen zurzeit darauf, die IS-Hochburg Mossul zu isolieren und die Kommunikation der IS-Kräfte zu stören und zu unterbinden. Vor allem mit Cyber-Attacken soll das Vertrauen der IS-Kämpfer in das eigene Netzwerk erschüttert werden. Auch neue Methoden zur „Überladung“ der Netzwerke werden nach Aussagen Carters angewendet. Die Spezialeinheiten dienen laut Carter dazu, dem IS zu zeigen, dass US-Kräfte jederzeit und überall zuschlagen könnten. Die Pressekonferenz von Carter und Dunford findet sich in voller Länge hier.
Die Bundeswehr beteiligt sich an dem Kampf gegen den IS u.a. mit „Tornados“, wie das folgende Video zeigt.
Libyen: Vorbereitungen für defensive Black Ops Missionen
Zu einem weiteren ständigen Operationsgebiet für US-Spezialeinheiten entwickelt sich das chronisch instabile Libyen. Einem Zeitungbericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ)“ vom 25. Februar zufolge hat Italien den Vereinigten Staaten die Stationierung bewaffneter Drohnen auf der italienischen Luftwaffenbasis Sigonella erlaubt. Operationsgebiet der Drohnen soll Libyen sein. Dort operieren als Folge des interventionsbedingten Staatszerfalls Kräfte des „Islamischen Staates“ (mehr zur Lage in Libyen zeigen diese Video-Reportagen hier und hier). Laut Zeitungsbericht dürften die Drohnen allerdings lediglich für den „Eigenschutz amerikanischer Spezialkräfte“ und nicht für Angriffsoperationen genutzt werden.
Irreführend ist dabei der Ausdruck „Eigenschutz“ bzw. „defensive“ Einsätze. Denn nach bisherigen Erfahrungen unterstützen Drohnen regelmäßig Spezialmissionen, die größtenteils offensiver Natur sind. Vermutlich werden die bewaffneten Drohnen zur Luftaufklärung bzw. Luftnahunterstützung von Spezialkräften auf dem Boden im Notfall eingesetzt.
Italien versagte den USA die Genehmigung für einen Luftangriff auf Libyen am 19. Februar. Ersatzweise flogen US-Kampfflugzeuge vom britischen Luftwaffenstützpunkt Lakeneath. Bei dem Luftangriff auf ein vermeintliches IS-Ausbildungslager in Sabratha wurde nach Angaben des Pentagons Noureddine Chouchane – Kampfname „Sabir“ – getötet. Er soll einer der Verantwortlichen für den Terrorangriff in Tunesien vor einem Jahr gewesen sein.
Back to Benghasi?
Im Bürgerkriegsland Libyen töteten im Jahr 2012 Terroristen verschiedener radikalislamischer Milizen den US-Botschafter und ehemalige Angehörige der US Navy SEALs. Die Ex-SEALs, Glen Doherty und Tyron Woods, arbeiteten für ein privates Sicherheits- bzw. Militärunternehmen. Die Außenstelle des US-Außenministeriums in Bengasi wurde von bewaffneten Kräften überrannt. Die Angreifer benutzten für den Angriff auch Mörser und RPGs. K-ISOM berichtete über den Überfall auf das US-Konsulat in Bengasi und die erfolgreiche Jagd auf einen der Hintermänner hier, hier, hier und hier. In diesem TV-Bericht versuchte CNN die Geschehnisse grob zu rekonstruieren.
Die Geschehnisse, die zum Tod von insgesamt vier US-Amerikanern führten, spielen im aktuellen Präsidentschaftsvorwahlkampf wieder eine Rolle. Zum einen, weil die Rolle der damaligen Außenministerin und aktuellen Bewerberin um die Präsidentschaftskandidatur, Hillary Clinton, in der Affäre nicht restlos geklärt ist. Zum anderen ist vor wenigen Tagen der Kinofilm „13 hours: The Secret Soldiers of Benghazi “ herausgekommen. Er greift die Geschehnisse auf und greift mit diesem nach wie vor brisanten Thema in den US-Vorwahlkampf ein, da viele Hillary Clinton eine Mitschuld am Tod der Amerikaner gaben. Ein weiterer Trailer hier, ein kurzes Making-of hier, Filmkritiken dazu gibt es hier und hier.
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