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Einzeltäterangriffe in Israel: Low-Profile-Terror, hohe Opferzahlen und ein Zugriff im Krankenhaus

Seit Monaten sind die Sicherheitsbehörden Israels mit dem neuen Phänomen des terroristischen Einzeltäters konfrontiert. Seit Oktober letzten Jahres sind über 20 Israelis und mehr als 140 Palästinenser umgekommen. Das Auftreten radikalislamischer Einzeltäter, die ohne konkreten Auftrag oder Netzwerk agieren, ist schon seit längerem bekannt (K-ISOM berichtete über die „einsamen Wölfe“ hier und hier).

Eine nicht näher beschriebene IDF-Einheit bei einer Besprechung. Bild: Israel Defense Forces/Maj. Arye Sharuz Shalicar - Facebook

Eine nicht näher beschriebene IDF-Einheit bei einer Besprechung. Bild: Israel Defense Forces/Maj. Arye Sharuz Shalicar – Facebook

Neu ist hingegen in Israel, dass die entweder nationalistisch motivierten oder von radikalislamischen Gruppierungen wie Hisbollah oder Islamischer Staat inspirierten Attentäter zum einen immer jünger werden. Zum anderen benutzen sie für ihre spontanen Angriffe in erster Linie Messer oder andere Hieb- bzw. Stichwaffen. Für die israelischen Sicherheitsbehörden hat das Terror-Phänomen frustrierter Einzelpersonen, die ungeplante und unvorbereitet Angriffe durchführen ein konkretes Problem: es existieren keine Netzwerke, die überwacht, oder Gruppierungen, die von Geheimdienstmitarbeitern infiltriert werden könnten.
Bei den meisten Messerattacken – der „Messer-Intifada“ – in den letzten Monaten wurden die Angreifer von Sicherheitskräften sofort erschossen (Videos zeigen die Angriffe mit Messern und Feuerwaffen und die Ausschaltung der Angreifer hier, hier, hier, hier, hier oder hier.)

Duvdevan im verdeckten Einsatz

Spezialisiert auf verdeckte Einsätze in einer urbanen, feindseligen Umgebung (sprich: in den umstrittenen, palästinensischen Gebieten) ist die Duvdevan-Einheit der israelischen Streitkräfte. Bei Einsätzen operieren die Soldaten sowohl verdeckt, gekleidet als Palästinenser, als auch in den regulären Uniformen der Streitkräfte. Das folgende offizielle Video zeigt palästinensische Jugendliche bei einer Straßenbarrikade, als urplötzlich verdeckt operierende Duvdevan-Kräfte einen Steinewerfer ergreifen und zur Sicherung ihre Pistolen ziehen.

Duvdevan-Kräfte überraschen Steinewerfer:

Die Einheit nahm am vor wenigen Wochen einen 16-Jährigen fest (s. folgendes Video), der Tage zuvor eine Frau mit Messerstichen in ihrem Privathaus getötet haben soll. Dabei gingen die Kräfte nicht verdeckt sondern in beinahe absoluter Stille im Morgengrauen vor.

Duvdevan holt Tatverdächtigen aus dem Bett:

Bei einer größeren Nachtoperation im vergangenen Oktober wurden folgende Aufnahmen von Duvdevan-Kräften gemacht.

Die Vorbereitung eines Zugriffs durch Duvdevan zeigt dieses Video hier.

Duvdevan ist das hebräische Wort für „Kirsche“. Ursprünglich handelte es sich bei diesem Namen nur um eine inoffizielle Bezeichnung. Allerdings verwenden die Streitkräfte diese Einheitsbezeichnung nun auch offiziell, wie beispielsweise das folgende offizielle Video über die neue Kommandobrigade der israelischen Landstreitkräfte zeigt (zweite Namenseinblendung im Video unten rechts).

Über die Einheiten und die neu zusammengeführte Kommandobrigade der Landstreitkräfte berichtete K-ISOM hier.

Zugriff im Krankenhaus

Die folgenden Videos zeigen Berichte und Aufnahmen von Überwachungskameras eines Krankenhauses in Hebron. Verdeckt operierende israelische Sicherheitskräfte, vermutlich Duvdevan-Kräfte, ergreifen einen mutmaßlichen Attentäter, der nach seiner Tat verletzt fliehen konnte und im Krankenhaus behandelt wurde. Die Einsatzkräfte tarnten sich u. a. als Frauen und mit falschen Bärten. Im Video erkannt man im Halbdunkel des Krankenhausflures auch, wie eine Person kurz vor dem Zugriff plötzlich aus dem Rollstuhl aufspringt. In dem Rollstuhl sitzt später, bei dem Abzug, der Verdächtige. Bei dieser Operation erschossen sie eine Person, einen Verwandten des Gesuchten.

Kurzfassung:

Langfassung, bei der man die Einsatzkräfte und ihre Verkleidung gut erkennen kann:

Januar 2016: Ein palästinensischer Terrorist hat es geschafft unbemerkt in die jüdische Siedlung Otniel einzudringen und mit einem Messer eine Frau mehrmals in den Kopf zu stechen. Die 38 jährige Dafna Meir hat die Messerattacke nicht überlebt. Nach dem Mörder wird gefahndet. Bild: Israel Defense Forces/Maj. Arye Sharuz Shalicar - Facebook

Januar 2016: Ein palästinensischer Terrorist hat es geschafft unbemerkt in die jüdische Siedlung Otniel einzudringen und mit einem Messer eine Frau mehrmals in den Kopf zu stechen. Die 38 jährige Dafna Meir hat die Messerattacke nicht überlebt. Nach dem Mörder wird gefahndet.
Bild: Israel Defense Forces/Maj. Arye Sharuz Shalicar – Facebook

Weiterführende und ergänzende Links:
– ZDF-Reportage über die Verwundetenversorgung der IDF für Syrer
– Untersuchung des Gaza-Krieges von 2014 durch eine Gruppe hochrangiger Ex-Militärs, darunter auch General Klaus Naumann, Generalinspekteur der Bundeswehr von 1991 bis 1996
[ej]